Bibel

Geschichten von Geburt in der Bibel

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Im Weihnachtsgottesdienst geht es um Jesus Geburt, erzählt nach Lukas. Aber Jesus ist nicht das einzige Kind, von dessen Geburt die Bibel erzählt. Es gibt noch viele andere Geburtsgeschichten unter ganz unterschiedlichen Aspekten.

Von Uwe Birnstein (Evangelische Sonntags-Zeitung)

Schmerzvolle Geburten

1 Mose 3,16; 30,3; Jesaja 37,3; 42,12; Hosea 13,13

Als Urmutter der Sünde muss Eva für vieles herhalten – auch dafür, dass ihre Geschlechtsgenossinnen bis heute „unter Mühen Kinder gebären“. Eine einigermaßen unverständliche Strafe des Schöpfers. Von der Geburt Kains und Abels berichtet die Bibel nichts. Wohl aber von Komplikationen während anderer Geburten. Zum Beispiel, wenn Kinder „nicht den Mutterschoß durchbrechen“. Oder dass Müttern „die Kraft fehlt, zu gebären“. Rahel, die Frau Jakobs, stirbt sogar bei der Geburt Benjamins. „Nun aber will ich schreien wie eine Gebärende, ich will laut rufen und schreien“, kündigt Jesaja einmal an.

Nach der Geburt gelten in der Bibel Frauen als „unrein“; bei Knaben 40 Tage, bei Mädchen doppelt so lang. Nach diesen „Tagen der Reinigung“, in denen die Mütter keinen Tempel besuchen dürfen, sollen sie opfern. Gebären bedeutet für die Frauen der Bibel nicht nur Mühsal, sondern auch Freude, denn Kinder zur Welt zu bringen ist ureigene Aufgabe der Frauen. Kinderlosigkeit gilt als Makel. Um den zu umgehen, hat man sich in Zeiten der Stammväter etwas Besonderes ausgedacht: Die Männer schwängerten eine Magd, die dann auf der kinderlosen Stamm-Mutter sitzend gebar. 

Geh zu ihr, dass sie auf meinem Schoß gebäre und ich doch durch sie zu Kindern komme. (1.Mose 30,3)

Geburt verfluchen 

Hiob 3,11; 10,18f.; Jeremia 20,18; Jesus Sirach 23,18f. 

„Ach wär ich doch gar nicht geboren!“ Manchen Menschen liegt dieser Spruch in besonders dunklen Stunden auf den Lippen – heute wie in biblischen Zeiten. Hiob ist ein Paradebeispiel für die depressive Verfluchung der eigenen Geburt. Unsägliche Schicksalsschläge musste er erleiden: Sein Vieh stirbt, seine Kinder, er verliert seinen Besitz und wird schwer krank. Nachvollziehbar, dass er Gott fragt: „Warum hast du mich aus meiner Mutter Leib kommen lassen? Ach dass ich umgekommen wäre und mich nie ein Auge gesehen hätte!“ Offen spielt er mit der Möglichkeit, tot geboren worden zu sein: „So wäre ich wie die, die nie gewesen sind, vom Mutterleib weg zum Grabe gebracht.“ Prophet Jeremia kannte ähnliche Depressionen. „Warum bin ich doch aus dem Mutterleib hervorgekommen, wenn ich nur Jammer und Herzeleid sehen muss und meine Tage in Schmach zubringe!“ Den Lebensmüden schrieb der weise Jesus Sirach eine Mahnung ins Stammbuch: „Denk an deinen Vater und deine Mutter … damit du dir nicht schließlich den Tag deiner Geburt verfluchst.“

Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam? (Hiob 3,11)

Jesu Geburt 

Matthäus 1,18; Lukas 2; 1 Samuel 4,19

Warum nur gaukeln uns unzählige Bilder vor, die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem sei romantisch und komplikationslos gewesen? Ein junges Paar, Tiere, Kälte, Dreck, keine Hebamme, kein Arzt. Dann „kauerte sie sich nieder und gebar; denn ihre Wehen überfielen sie“: So wie eine Geburt im 1. Buch des Samuel geschildert wird, war es wohl auch bei Maria. Nahm Josef das Neugeborene in den Arm, versetzte er ihm einen Klaps, reinigte er es mit Stroh vom Blut und legte es Maria auf die Brust? Ja, wer sonst!? Selbst heutige Männer wären einigermaßen überfordert, wären sie alleine bei ihrer gebärenden Frau. Vielleicht gibt es auch einen väterlichen Instinkt, in der Situation das Richtige zu tun…

Die Geburt Jesu Christi geschah aber so. (Matthäus 1,18)

Gott und Mutterleib

Psalm 22,11; Jesus Sirach 50,24; Weisheit 7,2

Wann beginnt das menschliche Leben: bei der Befruchtung des weiblichen Eis? In einem späteren Stadium des Embryos? Der Bibel zufolge steht fest: Gott knüpft auch zu dem beginnenden Leben im Mutterleib bereits Kontakt. „Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an, du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an“, betet der Psalmist. Sehr unromantisch und pragmatisch hingegen formuliert Salomo: „Ich bin Fleisch, im Mutterleib zehn Monate lang gebildet, im Blut zusammengeronnen aus Mannessamen und der Lust, die im Beischlaf dazukam.“

Nun danket alle Gott, der uns von Mutterleib an lebendig erhält und uns alles Gute tut. (Jesus Sirach 50.24)

Die Kinder Jerusalems

Jesaja 66,5ff

Eine mächtige, aber reichlich mysteriöse Vision verkündigt der Prophet Jesaja. Zion (also Jerusalem) werde – ohne Wehen! – Kinder gebären. Die haben Grund zur Freude, denn sie dürfen „saugen“ und sich „satt trinken an den Brüsten ihres Trostes“ und sich „erfreuen an dem Reichtum ihrer Mutterbrust“. Schließlich wird Gott zur tröstenden Mutter. 

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden. (Jesaja 66,13)

Hebammen 

Psalm 71,6; 1 Mose 35,17; 2 Mose 1,15–22; 

Hebammen waren in biblischen Zeiten oft bei Geburten zur Stelle. Sie halfen und trösteten. Die einzigen namentlich genannten sind Schifra („Schönheit“) und Pua („Glanz“), zwei hebräische Hebammen, die zurzeit Mose lebten. Der Pharao verlangte Schreckliches von ihnen: Sie sollten alle männlichen Neugeborenen töten. Doch die beiden „fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte“. Auf diese Weise trugen sie dazu bei, dass das Volk der Hebräer stark wurde. 

Eine weitere Hebammengeschichte: Als eine Frau namens Tamar Zwillinge gebar, erlebte ihre Hebamme Seltsames: Die Hand eines der beiden schaute bereits aus der Mutter heraus; die Hebamme band einen roten Faden darum um zu zeigen, dass dies der Erstgeborene ist. Doch die Hand zog sich zurück und der Bruder kam zuerst auf die Welt. Grund für langen Streit um die Anerkennung der Erstgeburt ... Im übertragenen Sinn wird Gott als Hebamme bezeichnet: „Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen. Dich rühme ich immerdar.“

Da ihr aber die Geburt so schwer wurde, sprach die Wehmutter zu ihr: Fürchte dich nicht, denn auch diesmal wirst du einen Sohn haben. (1. Mose 35,17)

Geistliche Geburt 

Johannes 1,13; 3,1

Der Evangelist Johannes nimmt an, dass es neben der leiblichen auch eine geistliche Geburt gibt. Gottes Kinder seien „nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren“, erklärt er gleich am Beginn seines Evangeliums. Eine deutliche theologische Weichenstellung – erzählen an dieser Stelle die Evangelisten Matthäus und Lukas doch von der leiblichen Geburt Jesu! Evangelist Johannes lässt Jesus später mit einem Pharisäer namens Nikodemus ins Gespräch treten. Dass ein Mensch „neu geboren“ werden müsse, erklärt Jesus – und erzeugt Unverständnis. „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?“, fragt Nikodemus, und ob man denn „wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden“ könne. Es komme darauf an, dass ein Mensch „aus Waser und Geist“ neu geboren werde, entgegnet Jesus. 

Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. (Johannes 3,5)

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