Flüchtlinge

Diakonie Hessen: „Afghanische Flüchtlinge brauchen Sicherheit“

KeithBinns/istockphoto.comSeit 1978 halten die bewaffneten Konflikte in Afghanistan an.

Die Diakonie Hessen fordert einen Abschiebungsstopp für afghanische Flüchtlinge. Die Unsicherheit unter den geflohenen sei Afghanen groß, besonders vor einer geplanten Sammelabschiebung.

Das Auswärtige Amt warnt Urlauber „Vor Reisen nach Afghanistan“. Für Geflüchtete gilt diese Aussage anscheinend nicht, denn für den 18. Februar ist die 21. Sammelabschiebung angesetzt. „Es ist ganz klar, dass in Afghanistan mit Anschlägen, Terror, Gewalt und Tod täglich und überall gerechnet werden muss. Diese Tatsache wird von der Politik ignoriert“, so Andreas Lipsch, Leiter der Abteilung Flucht, Interkulturelle Arbeit und Migration bei der Diakonie Hessen. Jeden Monat werden ausreisepflichtige Afghanen von Deutschland nach Kabul abgeschoben. Im Januar hat Hessen zwei Flüchtlinge in den Abschiebeflug gesetzt. 

Vorrangig Straftäter und Gefährder werden abgeschoben

„Die Hessische Landesregierung betont, dass aus Hessen vorrangig Straftäter und sogenannte Gefährder abgeschoben werden“, sagt Lipsch weiter. „‘Vorrangig‘ heißt aber auch für unbescholtene afghanische Flüchtlinge, die ausreisepflichtig sind, dass jeder monatliche Abschiebungsflug sie in Angst und Schrecken versetzt“, so der Fachmann. Den afghanischen Flüchtlingen fehle Sicherheit. „Die gibt es nur über einen Abschiebungsstopp“, fordert Lipsch. „Wenigstens die Ausstellung längerfristiger Duldungen, so wie es im hessischen Koalitionsvertrag angekündigt war, muss schnell umgesetzt werden.“ 

In fast 60 Prozent aller Fälle wurden 2018 ablehnende Asylbescheide für Afghanen von den Gerichten aufgehoben, so die Diakonie Hessen. Die Flüchtlinge erhielten schließlich ein Bleiberecht. Lipsch sagt: „Diese Unsicherheit und zusätzlich die Hürden für den Einstieg in den hessischen Arbeitsmarkt lassen afghanische Flüchtlinge nicht bei uns ankommen.“

Diakonie Hessen sammelt Erfahrungen aus der Beratung von afghanischen Flüchtlingen 

„Viele Flüchtlinge aus Afghanistan sind verunsichert“, sagt Flüchtlingsberaterin Julia Störmer vom Diakonischen Werk Marburg-Biedenkopf. Afghanische Flüchtlinge suchen in aufenthaltsrechtlichen Fragestellungen auch die diakonischen Flüchtlingsberatungen in Hessen auf. Störmer berichtet von Ahmed G. (Name von der Redaktion geändert) aus Afghanistan, der vor kurzem zu ihr kam. Der 22-Jährige sollte demnächst seinen Reisepass für eine Arbeitserlaubnis beim Ausländeramt abgeben. „Wenn ich meinen afghanischen Reisepass abgebe, kann ich auch abgeschoben werden“, sagte Ahmed G. verzweifelt. 

Störmer beschreibt ihn als einen jungen, selbstbewussten Mann, der plötzlich außer sich war. Er zeigte der Flüchtlingsberaterin auf dem Smartphone Zeitungsartikel, in denen von der letzten Sammelabschiebung berichtet wurderd. Störmer erklärte ihm, dass in Hessen vorrangig Straftäter und sogenannte Gefährder abgeschoben werden und er hier vorerst keine Angst haben bräuchte. Ahmed G. verstand dies nicht und sagte: „Bayern gehört doch auch zu Deutschland“. 

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