Antisemitismus

Frankfurter Kämmerer Becker neuer Beauftragter gegen Antisemitismus in Hessen

© Stefanie Koesling 2018PortraitFrankfurter Bürgermeister und Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU).

Der Frankfurter Bürgermeister und Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU) wird neuer Antisemitismusbeauftragter der hessischen Landesregierung.

Wie Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, tritt der 49-Jährige die Amtsnachfolge von Felix Semmelroth an, der die Funktion aus gesundheitlichen Gründen niederlegen musste. Becker, der auch Präsident des Hessischen Städtetags ist, engagiert sich schon seit langem gegen Juden- und Israelfeindlichkeit.

Kosequent gegen Antisemitismus

Bouffier nannte Becker eine hoch angesehene Persönlichkeit, die sich „konsequent für jüdisches Leben und kompromisslos gegen jede Form von Antisemitismus einsetzt“. Als Kirchendezernent in Hessens größter Stadt sei er zudem stets im Dialog mit den Weltreligionen und sei mit ihren Strukturen und Persönlichkeiten bestens vertraut.

Abstimmung mit Jüdischen Gemeinden

Der Ministerpräsident wies darauf hin, dass die Berufung Beckers in enger Abstimmung mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen und auch der Frankfurter Jüdischen Gemeinde erfolgt sei. Das Büro des Frankfurter Bürgermeisters erklärte auf epd-Anfrage, dass Becker die Tätigkeit zusätzlich zu seinen Ämtern wahrnimmt und er diese nicht aufgeben wird. In der neuen Funktion soll er nach Angaben der Staatskanzlei in Wiesbaden als unabhängiges Bindeglied zwischen den jüdischen Gemeinden in Hessen und der Landesregierung Strategien entwerfen, um dem Judenhass entgegenzuwirken. Zugleich ist er Kontaktperson für Menschen, die Opfer von Judenfeindlichkeit wurden.

„Jeder Einzelne sei gefordert”

Bouffier betonte, mit Becker gewinne der Kampf gegen Ressentiments und Vorurteile eine starke Stimme. Becker selbst erklärte: „Wir müssen dem wachsenden Antisemitismus entschiedener entgegentreten, als es bisher der Fall war.“ Dieser Kampf sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dem sich nicht nur der Staat konsequenter annehmen müsse. Jeder Einzelne sei dabei gefordert. So müssten die Anstrengungen im Schul- und Bildungsbereich verstärkt sowie Begegnungen, Austausch und Aufklärung gefördert werden.

Historische Verantwortung

Ministerpräsident Bouffier betonte, Hessen sei sich der historischen Verantwortung gegenüber seinen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern bewusst. Die Landesregierung stehe fest an ihrer Seite und erinnere stetig daran, dass der Neuanfang jüdischen Lebens in Hessen keine Selbstverständlichkeit sei. „Nach dem Ende der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus schien der Antisemitismus zunächst gebannt. Inzwischen ist er aber leider wieder deutlich lauter und wahrnehmbarer in Teile der Gesellschaft zurückgekehrt“, beklagte Bouffier. Er sei nicht nur an den politischen Rändern zu finden, und das werde die Landesregierung nicht hinnehmen.

Neben seiner politischen Arbeit engagiert sich Becker, gelernter Bankkaufmann und ehemaliger Personalreferent einer Frankfurter Sparkasse, auch als Präsident der Freunde der Universität Tel Aviv in Deutschland sowie als Vorstandsmitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Frankfurt. Zuletzt machte er mit Plakataktionen und weiterem Einsatz für die von ihm gegründete Initiative „Gemeinsam in Frankfurt am Main - Für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus“ Schlagzeilen.

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