EKHN-Synode erinnert an die Erweiterung ihres theologischen Grundartikels vor15 Jahren

Christlicher Glaube und Antijudaismus sind unvereinbar

Frankfurt, 23. November 2006. Die gegenwärtig in Frankfurt tagende Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat am Donnerstag an die Erweiterung ihres Grundartikels vor 15 Jahren erinnert.

Der Grundartikel, der in knapper Form die Bekenntnisgrundlage der EKHN definiert, war am 3. Dezember 1991 nach intensiver Debatte um zwei Sätze erweitert worden: „Aus Blindheit und Schuld zur Umkehr gerufen bezeugt sie neu die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen. Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließt dieses Zeugnis ein.“ Damit hatte die Synode als maßgebendes Organ der EKHN Antijudaismus und christlichen Glauben für einvereinbar erklärt.
Kirchenpräsident Dr. Peter Steinacker bezeichnete diese Erweiterung als „mutigen und wegweisenden Schritt“, der aber auch ungelöste Fragen hinterlassen habe. Die Synode habe „Ernst gemacht mit der überfälligen Aufarbeitung der verhängnisvollen Verknüpfung des Protestantismus mit dem völkischen und antijüdischen Gedankengut“. Dies sei in den ersten Nachkriegsjahren „in der notwendigen Breite trotz aller Schuldbekenntnisse unterblieben“. Bei dem Neuansatz in den 60er und 70er Jahren habe die EKHN mit ihrer Debatte um die Erweiterung des Grundartikels „eine bedeutende Rolle“ eingenommen.

Dabei betonte Steinacker, dass angesichts der gegenwärtigen ausweglos erscheinenden Konfliktlage in Israel, Palästina und im Libanon einerseits offen Kritik an der Politik und dem Militär des Staates Israel“ möglich sein müsse und „andererseits die makabre Renaissance von theologischen Urteilen“ über das angeblich von Gott verworfene Israel abzuwehren sei.

Ungelöste Fragen nach der Wahrheit

Steinacker wies darauf hin, dass mit dem Synodenbeschluss zwar ein „Meilenstein in der furchtbaren Geschichte zwischen Juden und Christen“ getan worden sei, aber eine wichtige Anfrage an die theologische Grundlage der Reformation offen geblieben sei. Die Reformation habe in das Zentrum den Glauben an Jesus Christus gestellt. Unklar sei, ob Israel neben dem in Christus eröffneten Weg zum Heil ein eigenen Heilsweg habe. Und wenn ja, ob dies auch für die anderen Religionen gelte, die alle „über eigene Heilswege verfügen und sie gegenüber unserem Heilsweg absolut setzen“. Die theologische Forschung habe mittlerweile ergeben, dass „Zwischen dem Juden Jesus von Nazareth und dem Jesus Christus des christlichen Glaubens“ nicht nur eine historische Kontinuität bestehe, sondern auch ein sachliches Verhältnis. Dennoch könnten Christen und Juden nichteinfach als „Glaubensgeschwister“ gesehen werden.

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