SINUS aufgelöst

Demokratie braucht weiterhin Aufklärung über totalitäre Strömungen und Gruppen

Kurt-Helmuth EimuthAnhänger der Hare-Krishna-Bewegung zum Teil in ihren typischen orangefarbenen Kleidungsstücken musizieren auf der Einkaufsstraße.Anhänger der Hare-Krishna-Bewegung auf der Frankfurter Zeil im Jahr 2014. Zwar sind die Sektenwerber in den Fußgängerzonen kaum noch zu sehen, aber das Problem ist nicht verschwunden, sondern hat sich nur verlagert.

Der Verein Sekteninformation- und Selbsthilfe Hessen (SINUS) hat sich mit Beschluss der Mitgliederversammlung vom 14. Februar 2018 aufgelöst. „Es bestand die Gefahr, dass wir den Erwartungen von Ratsuchenden nicht mehr gerecht werden konnten", sagte der Vorsitzende Conny von Schumann.

Kurt-Helmuth EimuthPortraitConny von Schumann, Leiter der Personalgewinnung im Diakonischen Werk für Frankfurt, war Vorsitzender des Vereins SINUS.

Der Verein war vor 25 Jahren mit Unterstützung des evangelischen und katholischen Weltanschauungsbeauftragten gegründet worden. Ziel war es, dass Betroffene mit ehemaligen Sektenmitgliedern sprechen konnten. Ein Kennzeichen von Sekten ist es, dass sie einen eigenen Code sprechen. Außenstehende verstehen oftmals den Inhalt der Worte nicht, schon gar nicht die Bedeutung im Sekten-Kontext. SINUS verstand sich neben seiner Beratungstätigkeit auch als Plattform des Erfahrungsaustauschs von Betroffenen. Die Facebookseite wird nicht weiter betrieben.

Der Sektenmarkt ist unübersichtlich

Doch hat sich die Szene in den zweieinhalb Jahrzehnten geändert. Zwar gibt es noch die großen Gruppierungen wie Zeugen Jehovas oder Scientology, doch es sind zahlreiche kleine Gewächse mit teils sektenhaften Charakter hinzugekommen. Der Sektenmarkt ist unübersichtlich. Lebenshilfeangebote, Persönlichkeitsseminare, Jenseitskontakte und Fernheiler sind verbreitet. Zu erleben ist das alljährlich auf der Esoterik-Messe in Frankfurt. Und noch etwas hat sich grundlegend gewandelt: Anders als in den 1970er Jahren, als Aussteigersekten den Ausstieg aus der Leistungsgesellschaft propagierten, versprechen Sekten heute Selbstoptimierung und ein besseres Leben innerhalb der Gesellschaft. Selbst Managementseminare sind da nicht ausgenommen. Hinzu kommt, dass sich selbst abstruse Ideologien wie etwa die der Reichsbürger, sich über das Internet wunderbar verbreiten lassen.

Demokratie braucht die Auseinandersetzung mit totalitären Strömungen

Doch im Kern geht es immer um die gleiche Frage: Ab wann werde ich so manipuliert, dass mein Tun und Handeln völlig fremdbestimmt ist. Und in letzter Konsequenz: Bin ich bereit, um der „gerechten Sache Willen“ anderen Schaden zuzufügen. Ein Mechanismus, der sich auch bei den jungen Anhängerinnen und Anhängern des Salafismus wiederholt. Insofern ist die Auseinandersetzung mit totalitären Strömungen unter religiösem Vorzeichen aktueller denn je und die Demokratie braucht sie. Doch diese Auseinandersetzung kann in der ehrenamtlichen Struktur von SINUS nicht mehr geleistet werden. Die Kirchen stehen weiterhin mit ihren Weltanschauungsbeauftragten als Ansprechpartnerin zur Verfügung. 

Beratungsstellen

Evangelische Kirche:
Zentrum Oekumene der EKHN und EKKW
Pfarrer Oliver Koch, Referent für Weltanschauungen

Tel.: 069 / 976518-42

Kontakt

Download:
Handreichung für Menschen, deren Angehörige oder Freunde Mitglieder in einer Neuen Religiösen Bewegung (einer „sogenannten Sekte“) sind

 

Katholisches Bistum Mainz:
Stabsstelle Sekten- und Weltanschauungsfragen für die Diözese Mainz und Speyer
Dr. theol. Eckhard Türk

Tel.: 06131 / 253284

http://dcms.bistummainz.de/bm/dcms/sites/bistum/bistum/ordinariat/dezernate/dezernat_6/sekten/index.html

 

Katholisches Bistum Limburg:
Studienleiter für Weltanschauungsfragen und Lebenskunst
Dr. Johannes Lorenz

Tel.: 069 / 800 87 18-311

https://www.bistumlimburg.de/beitrag/weltanschauungsfragen/

 

 

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