Gemeinde unterstützt Flüchtlinge

Deutsch-Unterricht für junge Afrikaner

Gem.Mörlenbach

Die Synode der EKHN hat 200.000 Euro zur Förderung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Die evangelische Gemeinde Mörlenbach im Dekanat Bergstraße setzt sich konkret für die Flüchtlinge im Ort ein.

Einige der insgesamt 17 Flüchtlinge in Mörlenbach

Wie alle Kommunen so hat auch die Gemeinde Mörlenbach eine Gruppe Flüchtlinge zugewiesen bekommen. Tsagai, Zaki, Gutu, Buruk, Abraham, Abshir, Habteab, Zeray, Aman, Hussen, David, Solomon, Shini und Henok. Insgesamt 17 Menschen im Alter von 20 bis 30 Jahren. Sie kommen aus Somalia, Äthiopien und Eritrea.

Als sie in Mörlenbach eintrafen, hieß es in der evangelischen Kirchengemeinde: „Die Hände in den Schoß legen, geht nicht. Da müssen wir was tun!“  Schnell fanden sich mit der pensionierten Lehrerin Doris Rese, der Unternehmensberaterin Christiane Bastian, der Logopädin Christiane Jung, der Lehrerin für Erziehungswissenschaften Elisabeth Schick,  dem Lehrer Martin d`Igler und Carmen Landmann, die gerade in Altersteilzeit gegangen ist,  engagierte Freiwillige. Sie erteilen den Afrikanern mehrmals in der Woche in jeweils zwei Gruppen Deutschunterricht. Als Klassenraum dient das Sitzungszimmer im evangelischen Gemeindehaus. 

Die 17 Flüchtlinge haben nach Angaben von Pfarrerin Edith Unrath-Dörsam unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen. „Aber alle sind hoch motiviert und mit Feuereifer bei der Sache“, berichtet die Pfarrerin, die auch den unentgeltlichen  Einsatz der fünf Deutsch-Lehrerinnen und des einen Deutsch-Lehrers lobt.

Es gibt auch praktische Tipps und Hilfen

Bei den Zusammenkünften im Gemeindehaus geht es aber um mehr als nur um Grammatik oder das Pauken von Vokabeln. Der Unterricht ist am praktischen Alltag der Flüchtlinge orientiert. Es geht zum Beispiel um Tipps, wo sie günstig einkaufen können. Oder sie werden auf die Kleiderkammer und die Tafel des Diakonischen Werks im benachbarten Rimbach aufmerksam gemacht und sie erhalten Informationen, wo und mit wem sie Sport treiben können.

Die Äthiopier und Eritreer sind orthodoxe Christen, die Somalis bekennen sich zum Islam.  Obwohl sie in Mörlenbach gemeinsam in einem Haus wohnen, hatten sie zunächst  nur unter ihren jeweiligen Landsleute Kontakt. Und das lag nicht an der unterschiedlichen Religion. Die Kommunikation sei nicht so einfach, erläutert Pfarrerin Unrath-Dörsam. „Die Flüchtlinge sprechen nicht nur unterschiedliche Sprachen, sie haben auch schmerzhafte Erfahrungen machen müssen und sind es nicht gewohnt, fremden Menschen gleich Vertrauen entgegen zu bringen“. Der gemeinsame Deutsch-Unterricht hat sie einander etwas näher gebracht. Dazu beigetragen hat sicherlich auch der Offene Treff, den die Logopädin Christiane Jung organisiert. Im Jugendraum spielen sie gemeinsam  Billard oder Tischfußball und unterhalten sich dabei sowohl in ihrer Landessprache als auch in Deutsch oder Englisch.  

Schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt

Alle Flüchtlinge würden gern arbeiten und eigenes Geld verdienen. Auch wenn die Regularien für die Arbeitsaufnahme im Vergleich etwas gelockert wurden und nicht mehr ganz so rigide sind wie früher, müssen Arbeitgeber für die Beschäftigung von noch nicht anerkannten Asylbewerber nachweisen, dass sie keinen Inländer oder Ausländer mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung für die Arbeit finden. „Das verhindert oft eine Arbeitsaufnahme. Denn irgendwann haben noch so gut gewillte Arbeitgeber die Nase voll, solche Nachweise zu erbringen“, sagt Pfarrerin Unrath-Dörsam.

Die Kirchengemeinde tut unterdessen auch etwas für die Mobilität der Flüchtlinge. Der Kirchenvorstand treibt  gebrauchte Fahrräder auf, die den 17 Afrikanern zur Verfügung gestellt werden. Die Unterstützung für die Flüchtlinge hat sich auch in den Nachbargemeinden herumgesprochen. Aus Wald-Michelbach will demnächst eine Gruppe kommen, um sich in Mörlenbach  Anregungen für die eigene Arbeit zu holen. Die Afrikaner selbst bedankten sich bei der Kirchengemeinde auf ihre Weise. Beim Sonntagsgottesdienst wickelte einer der Flüchtlinge ein Handtuch auf, in dem sich Ein-Cent-, Zwei-Cent- und Fünf-Cent-Münzen befanden. Es war ihr bronzener Beitrag für die Kollekte – insgesamt 7,40 Euro. Die Geste zählt.

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