Dortmund 2019

Evangelischer Kirchentag schließt AfD-Vertreter aus

DEKT/Silvia KriensDie Losung des Deutschen Evangelischen Kirchentages "Was für ein Vertrauen" hängt an einem Bauzaun.Der AfD vertraut der Kirchentag nicht. Die AfD sei auf dem Weg zu einem "Frontalangriff auf die liberale Demokratie", so Kirchentagspräsident Hans Leyendecker.

Der evangelische Kirchentag 2019 in Dortmund will „Kante zeigen“ und keine AfD-Vertreter auf dem Podium haben. AfD-Sprecher Münz fühlt sich nun als Christ nicht willkommen.

AfD-Parteimitglieder erhalten auf dem evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund kein Forum. Vertreter der rechtspopulistischen Partei würden „nicht zur Mitwirkung auf Podien und zu Diskussionsveranstaltungen des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dortmund eingeladen“, heißt es in einem Beschluss desKirchentagspräsidiums, den der Deutsche Evangelische Kirchentag am Mittwoch in Fulda veröffentlichte. 

In dem Beschluss heißt es, der Kirchentag verstehe sich als „offenes Forum für faire Debatten über aktuelle Themen in Kirche und Gesellschaft“. Nicht eingeladen werde jedoch „wer sich rassistisch äußert“. Zudem würden Personen nicht eingeladen, die Äußerungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit verbreiteten. Weiter heißt es, in der AfD gebe es mittlerweile einen fließenden Übergang zum Rechtsextremismus und Verbindungen zu verfassungsfeindlichen Netzwerken. Respekt und Klarheit seien jedoch Kernbestandteile des Kirchentages.

AfD-Sprecher wertet dies als politisches „Armutszeugnis“

Der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Volker Münz, bezeichnete den Beschluss persönlich als Enttäuschung, in politischer Hinsicht als „Armutszeugnis“. Er wäre gern zum Kirchentag gekommen. „Unter diesen Umständen kommt ein Besuch als eigentlich unerwünschter Gast für mich nicht mehr infrage“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zum Gottesdienst gehe er lieber dorthin, „wo ich als Christ willkommen bin“.

AfD-Repräsentanten nein - Parteianhänger ja

In dem Beschluss des Kirchentags hieß es, man suche den Dialog mit jenen, «die sich gegenwärtig in den gesellschaftlichen und politischen Debatten nicht wiederfinden». Kirchentagspräsident Hans Leyendecker unterstrich im Interview mit der Wochenzeitung „Christ & Welt“, der Beschluss verbinde ein klares Nein zu AfD-Repräsentanten mit einer klaren Einladung auch an Anhänger der AfD.

Kante zeigen

Leyendecker unterstrich: „Ich möchte niemanden auf einem Podium haben, der der Auffassung ist, die Demokratie muss weg.“ Die AfD von heute sei nicht mehr jene von vor zwei oder fünf Jahren. Heute knüpfe die Partei im Bundestag bewusst an nationalsozialistisches Gedankengut und Sprache an. „Da darf der Kirchentag nicht stumm bleiben“, sagte er. Gegen die Radikalisierung der Partei „muss man Kante zeigen, Position beziehen”. 

Kirchentag und AfD in der Vergangenheit

Der Umgang christlicher Laienbewegungen mit der AfD sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen. Beim Katholikentag 2016 in Leipzig wurden AfD-Vertreter explizit nicht eingeladen. Beim evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin gab es dagegen eine Diskussion zwischen der damaligen Sprecherin der Vereinigung „Christen in der AfD“, Anette Schultner, und dem Berliner Landesbischof Markus Dröge. Beim Katholikentag in diesem Jahr in Münster nahm an einer Diskussion mit Politikern aller im Bundestag vertretenen Parteien auch der AfD-Kirchenpolitiker Münz teil. Mit dem neuen Beschluss präzisierte der Deutsche Evangelische Kirchentag seine Leitlinien.

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