Migration

Flüchtlinge verändern Gemeinden

Dekanat AlsfeldFlüchtlinge im DeutschkursFlüchtlinge im Deutschkurs

Flüchtlinge haben in den vergangenen Jahren die evangelischen Kirchengemeinden in Hessen verändert: Es gibt mehr Simultanübersetzungen und Taufen, aber auch Rassismus und eine wachsende Frustration.

In vielen Kirchengemeinden besuchen Flüchtlinge regelmäßig die Gottesdienste, bestätigt der Flüchtlingsseelsorger der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Peter Oldenbruch. Seit dem Flüchtlingszustrom 2015 hätten sich vor allem iranische Flüchtlinge in der EKHN taufen lassen. In der Gemeinde Büdingen-Düdelsheim (Wetteraukreis) sei es selbstverständlich, dass Flüchtlinge mit im Gottesdienst und in Kirchencafés sitzen, berichtete Pfarrerin Christa Schubert-Jung. Ein Flüchtling sei sogar Mitglied im Kirchenvorstand.

Interesse an der Bibel ist allgemein gewachsen

Einige der getauften Flüchtlinge seien inzwischen aber aus privaten oder beruflichen Gründen aus Düdelsheim weggezogen, sagte Schubert-Jung. Extra-Angebote wie Simultanübersetzungen gebe es nicht mehr, da die Flüchtlinge inzwischen gut Deutsch beherrschten. Dafür sei ein Bibelgesprächs-kreis entstanden. Weil einige Flüchtlinge damals ihre Farsi-Bibeln mit in den Gottesdienst brachten und viel daraus rezitieren konnten, sei auch bei den einheimischen Gemeindemitgliedern das Interesse am Bibelstudium gewachsen.

Neue Lieder und mehr Kirchencafés   

In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) gibt es manchen in Gottesdiensten die Simultanübersetzungen noch, so Anna-Sophie Schelwis, Beauftragte für Flucht und Migration der EKKW, im Evangelischen Forum Kassel. Neue Lieder würden gesungen und viel häufiger Kirchencafés nach den Gottesdiensten angeboten. Zudem seien unter den Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit viele zu finden, die zuvor keinen Bezug mehr zur Kirche gehabt hätten.

Frustration über Flüchtlingsumverteilung

Trotz des nach wie vor hohen Engagements wachse aber auch die Frustration, ergänzte Schelwis. So würden Flüchtlinge immer wieder an andere Orte umverteilt, vielen drohe Abschiebung in die EU-Länder ihrer Ankunft. Aus diesem Grunde hätten sich auch die Fälle von Kirchenasyl in der EKKW von 16 Fällen im Jahr 2016 auf nunmehr 33 Fälle verdoppelt. In der EKHN sei der Anstieg der Fälle von Kirchenasyl nicht so gravierend, sagte der Interkulturelle Beauftragte der EKHN, Andreas Lipsch. Hier habe es 31 Fälle im Jahr 2016 gegeben, in diesem Jahr seien es 37.

Kirchenasyl besonders von Afghanen nachgefragt

Der Anstieg hänge damit zusammen, dass inzwischen viel mehr Flüchtlinge einen Bescheid vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge über ihren Aufenthalt erhalten hätten, erklärte Lipsch. Gerade bei Afghanen sei dieser häufig negativ. Die Nachfrage nach Kirchenasyl sei sehr hoch. Tatsächlich sei ein Kirchenasyl aber nur in wenigen Fällen möglich. Oft fehle es den Gemeinden an Räumlichkeiten.

Rassismus muss thematisiert werden

Eine Herausforderung für die Kirchen in Zukunft sei es, einen angemessenen Umgang mit dem Rassismus zu finden, der in Kirchengemeinden genauso vorhanden sei wie in der Gesellschaft, sagte Schelwis. „Das muss noch mehr Thema in der Kirche werden“, betonte sie. Grundsätzlich müssten Gemeinden angesichts der Flüchtlinge interkultureller werden, hier reagierten Freikirchen oft flexibler.

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