HiddenCash in Frankfurt

Flüchtlingsaktion hält Frankfurtern den Spiegel vor

Dieter Schütz / pixelio.deTill EulenspiegelEigenlich eine Spezialität Till Eulenspiegels: Mit einem Streich gewitzt auf die Schwächen der Mitmenschen hinweisen

Dass Geld für Flüchtlingshilfe bereitgestellt wird, ist nichts Neues. Spektakulär wird es allerdings, wenn es umgekehrt läuft, also Flüchtlinge Geld ans Volk verschenken. In Frankfurt hat eine Gruppe von Flüchtlingen genau das getan. Das Ziel: Auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam machen.

Monatelang zog ein anonymer Spender die Aufmerksamkeit der Menschen in Frankfurt auf sich. Meist wurden 50 Euro auf einfallsreiche Weise an den verschiedensten Orten in Frankfurt versteckt. Anschließend postete der anonyme Spender über sein Pseudonym „HannsM“ Hinweise auf Twitter verlauten, wo das Geld versteckt sein könnte. Fieberhaft und mit starrem Blick aufs Smartphone traten findige „Schatzsucher“ nun ihre Jagd nach Barem an.

„HannsM“ - ein Flüchtling aus Eritrea

Über seinen Facebookaccount ließ „HannsM“ die Menschen im Glauben, dass es sich um ein reiches, von einer Erbschaft begünstigtes Ehepaar handle, welches die Menschen an seinem finanziellen Wohlstand teilhaben lassen möchte. Doch mit Ende der Aktion offenbarte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung die wahren Urheber. Der Hauptorganisator heißt Zerai Kiros Abraham und ist ein 1990 emigrierter Flüchtling aus Eritrea, der von einer Gruppe Gleichgesinnter unterstützt wird. „Wenn die Menschen im reichen Deutschland schon für fünfzig Euro stundenlang durch die Kälte laufen, dann müssen sie doch verstehen, dass wir uns auf den Weg nach Europa machen, wenn unser Leben und unsere Freiheit bedroht ist“, sagte Hauptinitiator Zerai Kiros Abraham gegenüber der FAZ.

Es kann nur einen geben

„Mir gefällt diese Aktion sehr gut, ich finde sie sehr positiv und sehr kreativ“, sagt Gunter Volz, der Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung in Frankfurt ist. Dass das Geld auf andere Art besser angelegt wäre, findet er nicht: „Die Aktion macht auf eine intelligente Art und Weise auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam, denn das Geld kann nur einer gewinnen und so ähnlich geht es den Flüchtlingen ja auch.“ Die Flüchtlinge brechen aus Not und mit großen Erwartungen aus ihren Heimatländern in eine ungewisse Zukunft auf. Wenn man nachvollziehe, was man während des Spiels erlebt habe, könne man die schwierige Lage der Flüchtlinge vertieft wahrnehmen und besser verstehen. So hat die Aktion für Pfarrer Volz eine interessante Wendung genommen und er hofft, dass sie das Bewusstsein der Menschen verändert: „Wenn man jetzt mitmacht und im Nachhinein erfährt, dass das Geld von jemanden kommt, der es nicht dicke hat, überlegt derjenige sich möglicherweise umso mehr , was er mit den 50 Euro macht  - vielleicht ist er sogar bereit, es zu spenden und jemanden in einer Notsituation zu helfen.“

Sich wie ein Flüchtling fühlen

Die Verstecke für die Geldscheine wurden mit Symbolcharakter ausgewählt. Einmal war es die italienische Botschaft, da in Italien die meisten Flüchtlingsboote ankommen. Ein anderes Mal mussten die „Schatzsucher“ auch über einen Zaun auf ein Privatgelände klettern, um an das Geld zu kommen – also etwas Illegales tun. Laut eines Onlineberichts des Hessischen Rundfunks war der Initiator auf das Twitter Pseudonym „HannsM“ gekommen, weil er von der Geschichte des Grenzsoldaten Hans Conrad Schuhmann inspiriert worden war, der 1961 über den Stacheldraht zwischen Ost- und West-Berlin gesprungen und damit einer der ersten DDR-Flüchtlinge war.

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