Unruhen in Ägypten

Hilfe und Gebete für die Menschen in Ägypten

ErvffmGruppenbild vor KrankenwagenDie Delegation der Evangelischen Kirche und Diakonie sowie der Johanniter Unfallhilfe übergeben die Krankenwagen dem Medical-Center der Presbyterianischen Kirche, Nilsynode

Kairo erlebt wieder unruhige Tage und Nächte. Barrikaden werden angezündet und Menschen festgenommen, es gibt Tote und Verletzte. Wie erleben evangelische Christen die Unruhen nach dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi?

„Viele evangelische Christen in Ägypten stehen zu den Aktivitäten der Revolutionsjugend“, ist die Einschätzung von Dr. Tharwat Kades. Der promovierte Islamwissenschaftler und langjährige evangelische Pfarrer der evangelischen Petrusgemeinde im hessischen Langen ist auch nach seinem Ruhestand aktiv. 2001 hat ihn die Nilsynode, das Kirchenparlament der Evangelisch-Presbyterianischen Kirche in Ägypten, zum ehrenamtlichen Referenten für Ökumene und interreligiösen Dialog gewählt – dadurch hat der gebürtige Ägypter eine Verbindung zu den Menschen am Nil - und zu ihren Hoffnungen, Befürchtungen und täglichen Herausforderungen.

Zwei Krankenwagen für das medizinische Zentrum der Partnerkirche

So haben diejenigen Ägypter schlechte Karten, die schwer verletzt und akut erkrankt sind. Denn laut den Aussagen ägyptischer Klinikärzte kann es in manchen Regionen bis zu zehn Stunden dauern, bis ein Krankenwagen den Patienten erreicht – bedingt durch den Mangel an Fahrzeugen und den dichten Verkehr. Um die medizinische Versorgung zu verbessern, sind die Evangelische Kirche in Frankfurt  und die Johanniter Unfallhilfe e.V. Rhein-Main aktiv geworden und haben der evangelischen Partnerkirche in Ägypten im Juni zwei Krankenwagen in Kairo überreicht. Die Delegation, die aus Führungspersönlichkeiten der Evangelischen Kirche und dem Diakonischen Werk in Frankfurt sowie den Johannitern bestand, hatte Pfarrer Tharwat Kades geleitet. Die Partnerkirche, die Evangelisch-Presbyterianische Kirche in Ägypten, betreibt ein Medical Center in Kairo, das ein Hospital und eine Betreuungseinrichtung für ältere Menschen umfasst. Zum Bestand gehören nun auch die beiden Krankenwagen. Zudem stellte die Diakonie Frankfurt zwei Lehrschwestern in Aussicht. Während der Übergabe machte Dr. Ekram Lamie, der Präsident der Nilsynode (Kirchenparlament der ägyptischen Partnerkirche), deutlich, welchen Wert das Treffen für die evangelischen Christen in Ägypten habe. Er betonte, dass der Besuch der Delegation in diesen unsicheren Zeiten besondere Solidarität ausdrücke und für die evangelischen Christen in Ägypten sehr wichtig und ermutigend sei.
Nach seiner Rückkehr in Frankfurt berichtet Kades stolz: „Ich habe erfahren, dass die Krankenwagen erfolgreich im Einsatz sind!“

Kritik an der Verfassung

Auf die aktuelle Entwicklung in Ägypten wirft Kades einen hoffnungsvollen, aber auch einen kritischen Blick. Deutlich hinterfragt Kades die neue Verfassung, die der vom Militär eingesetzte Präsident Adli Mansur vor über einer Woche vorgestellt hatte. „Auch christliche Vertreter gehörten zu den Dialoggruppen, mit denen die neue Verfassung diskutiert wurde. Doch schlussendlich wurden ihre Interessen nicht aufgenommen“, erklärt der evangelische Pfarrer. Er macht deutlich: „Meiner Auffassung nach darf das islamische Recht nicht die alleinige Grundlage der Verfassung sein.“   

Der Sturz

Große Teile der Bevölkerung haben sich erhoben, nachdem sich gezeigt hat, dass das Machtstreben Präsident Mursis während seiner Regierungszeit im Widerspruch zu einem demokratischen Verständnis steht. Denn Mursi hatte beispielsweise im November 2012 Dekrete erlassen, durch die die Gewaltenteilung faktisch abgeschafft wurde. Außerdem hatten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechtert. Lebensmittel sind teurer geworden, die Arbeitslosigkeit ist gestiegen. Deshalb kann Kades nachvollziehen, dass das Militär auf die Protestbewegung reagiert habe. Er macht allerdings deutlich, dass seiner Auffassung nach eine Militärregierung für Ägypten keine Lösung darstelle. „Ich wünsche mir eine neue Regierung, die zivilgesellschaftlich und demokratisch ausgerichtet ist“, so Kades.

Für die Menschen in Ägypten beten

Die Situation in Ägypten ist nach wie vor ernst. Und so bat der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. die Besucherinnen und Besucher aus Frankfurt darum, weiter für die Menschen in Ägypten zu beten.

Fürbitte für die Menschen in Ägypten

von Brot für die Welt

Du Gott des Friedens,
wir bitten für jede Bürgerin und jeden Bürger Ägyptens,
die in diesen Tagen Grund haben,
auf Landsleute zornig zu sein:

für die Anhänger und Gegner des gestürzten Präsidenten
und des Militärs;
für alle, die zerstritten sind über die Rolle
des muslimischen Rechtes im öffentlichen Leben;
für Städterinnen und Bauern;
für Muslime und Christen,

und besonders für alle,
auf die die verfeindeten Gruppen hören:

segne sie alle mit der Einsicht,
dass auch ihre Kinder weiter Nachbarinnen und Nachbarn sein werden;

dass ein großes Volk all die Menschen und Kräfte braucht,
die heute unversöhnlich scheinen.

Weitere Fürbitten von Brot für die Welt

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top