Flüchtlingslager Idomeni

In Griechenland gestrandet

Marcel Kuß/ekir.de

Nudeln, Kartoffeln und Zwiebeln - damit kochen sich die Flüchtlinge im griechischen Idomeni ihre Mahlzeiten. Rund 13.000 leben zurzeit in dem provisorischen Camp. Es fehlt vor allem an einem: einer Perspektive.

Es riecht verbrannt, die Luft ist trocken, kratzend. Die Menschen im provisorischen Flüchtlingslager im griechischen Idomeni verbrennen nicht nur Holz, sondern manchmal auch Kleidung, um Essen kochen zu können. Provisorisch auf Kies, zwischen den vielen Zelten. Schätzungen zufolge leben rund 13.000 Flüchtlinge in dem Camp an der griechisch-mazedonischen Grenze. Doch so genau weiß das niemand, da die Menschen dort nicht gezählt oder registriert werden.

Zerrissene Pappkartons gegen die Sonne

Für Moderator Martin Engels von der Reformierten Kirche ist es erschütternd, dass sehr viele Minderjährige im Camp leben. Den Ehrenamtlichen zufolge machen sie rund 40 Prozent aller Bewohner des Camps aus. Sie toben zwischen den Zelten, rennen zu den vielen Fotografen die unterwegs sind, wollen mit den Kameras spielen.
„Was ich hier erlebe, das macht mich sprachlos", sagt Engels. Die Lebensumstände der Flüchtlinge seien weit unter dem humanitären Standard. Die Menschen stehen in Schlangen vor den Sanitäranlagen, den Essens- und Kleidungsausgaben. Sie halten sich zerrissene Pappkartons über den Kopf, um sich vor der Sonne zu schützen. Viele hoffen, dass sich die Grenze zu Mazedonien wieder öffnen wird - doch das ist eher unwahrscheinlich. Währenddessen steigen langsam die Temperaturen und damit auch die Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch von Krankheiten.

Kartoffeln und Zwiebeln als „Erste Hilfe“

Aufgabe der Kirchen muss es laut Engels sein, für Menschen in Not, also für Flüchtlinge einzutreten und mit den Politikern zu reden. Aus diesem Grund sind auch Kirchenvertreter nach Griechenland gereist, darunter der rheinische Präses Manfred Rekowski und der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung. Immer wieder kommen einzelne Flüchtlinge zu der Gruppe, berichten von ihrem Schicksal, von mangelnder Ernährung und Verletzungen.

Zurzeit erhalten die Flüchtlinge kleine Plastiktüten mit ein paar Kartoffeln und Zwiebeln. Daraus kochen sie sich eigene Mahlzeiten - auf ihren improvisierten Feuerstellen. Denn auch die warmen Essenausgaben reichen nicht für alle. Nachts gibt es keine Platzbeleuchtung. Es fehlt an einer zentralen Leitung oder Koordination.

Die Lage sei bedrückend, erklären Rekowski und Jung. Dieses Lager sei nicht irgendwo weit entfernt, sondern in Europa, betont der rheinische Präses. Es sei beklemmend, dass Europa es nicht schaffe, eine Lösung zu finden. Eine Lösung, die den Menschen gerecht werde und humanitär sei.

Griechische Evangelische Kirche hilft mit Internet und Handyakkus

Es handle sich nicht um ein rein griechisches oder deutsches Problem, sagt der Präsident der Griechischen Evangelischen Kirche, Meletis Meletiadis. Es sei nun wichtig, dass die Menschen anderswo unterkommen könnten. Die griechische Regierung versucht die Flüchtlinge dazu zu bewegen, in offizielle Lager im Landesinneren umzusiedeln. Diese müssen vielerorts auch noch neu errichtet werden. Zwischenzeitlich wurden manche Flüchtlinge mit Bussen in andere Lager gebracht.

Die Griechische Evangelische Kirche hat seit August 2015 mit ihren Kirchen Internet in dem Lager aufgebaut und Lautsprecher installiert. Auch Handyakkus können geladen werden. Neben Essen und Kleidung planen sie wie andere Nichtregierungsorganisationen dabei zu helfen, Flüchtlinge dezentral unterzubringen. Auch in den neuen Lagern wollen sie helfen. Doch die Mittel sind knapp. Die Griechische Evangelische Kirche hat gerade einmal rund 5.000 Mitglieder.

So ausweglos die Situation vor Ort auch erscheine, so habe die ganze Lage auch etwas Ambivalentes, betont Rekowski. Denn die vielen Ehrenamtlichen zeigten großen Einsatz und spendeten dadurch in gewisser Weise Lebenskraft. Auch Kirchenpräsident Jung würdigt das ehrenamtliche Engagement. Doch dürfe sich die Politik nicht dauerhaft auf die Menschen verlassen, die sich mit Herzblut engagierten. Ihre Arbeit verdiene großen Respekt, aber sie könne keine langfristige Antwort sein.

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