Diakonie

„Inklusion darf nicht zum Sparmodell werden“

Jörg Carstensen/Aktion MenschMenschen mit Behinderung demonstrieren in Berlin für barrierefreies WählenMenschen mit Behinderung wollen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Dafür setzt sich auch die Diakonie Hessen ein.

Der 3. Dezember ist der „Internationale Tag der Menschen mit Behinderung“. Der Vorstand der Hessischen Diakonie fordert mehr Integration und Inklusion. Auch im Hinblick auf Flüchtlinge.

Diakonie HessenHorst Rühl ist Theologischer Vorstand der Diakonie Hessen.Horst Rühl ist Theologischer Vorstand der Diakonie Hessen.

Horst Rühl ist Theologischer Vorstand der Diakonie Hessen. Anlässlich des „Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung“ fordert er, in Hessen Barrieren abzubauen. Es sei nicht nur eine barrierefreie Infrastruktur nötig, es gelte auch die Barrieren „in unseren Köpfen“ abzubauen und die Inklusion behinderter Menschen im Alltag zu leben, so Rühl. Der Vorstand der Diakonie weiter: „Aufgabe unserer Gesellschaft ist es, behinderte Menschen in der selbstbestimmten Gestaltung ihres Lebens zu unterstützen und ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen." Dringend nötig sei es, den bestehenden Hessischen Aktionsplan weiter zu entwickeln und umzusetzen.  

Inklusion richtig verstanden

„Inklusion darf dabei nicht zum Sparmodell werden“, sagt Rühl. Dies geschehe aber leicht, wenn sie allein darin bestehe, Menschen mit Behinderungen in vorhandene Strukturen einzugliedern, ohne die entsprechenden Voraussetzungen für deren tatsächliche Integration zu schaffen. Er definiert: „Inklusion bedeutet, dass Menschen mit Behinderung aktive Partner bei der Gestaltung unserer Gesellschaft sind.“ Ein Beispiel aus der Schule verdeutliche, worum es gehe: „Wer inkludiert, muss zum Beispiel das System Schule so verändern, dass alle Menschen an der Gestaltung beteiligt sein können und dass nicht nur der Lernort der bisher als stark empfundenen Menschen für die Schwachen geöffnet wird.“ 

„Es geht um die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung“ 

Wie Inklusion im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt werden kann, zeige das hessische Modellprojekt „Personenzentrierte Steuerung der Eingliederungshilfe Hessen“. Mit diesem Projekt könne laut Aussage der Diakonie Hessen genau erfasst werden, welche Unterstützung Menschen mit Behinderung brauchen, um dann ein passgenaues, trägerunabhängiges Angebot für den individuellen Bedarf zu finden. Dieses neue System müsse nun allgemein eingeführt werden, schließlich sei der individuelle Blick auf die Situation jedes Einzelnen Voraussetzung für eine gelingende Inklusion. 

Wie sieht Inklusion für Flüchtlinge mit Behinderung aus?

Horst Rühl spricht sich außerdem dafür aus, ein stärkeres Augenmerk auch auf Flüchtlinge mit Behinderung zu richten. Die Wohnsituation nicht-behinderter Flüchtlinge sei schon eine Herausforderung. Umso mehr, wenn die Flüchtlinge aufgrund einer Behinderung besondere Anforderungen an ihre Wohnung stellten. „Die Inklusion darf nicht an den Türen der Flüchtlingsunterkünfte halt machen. Neben der Integration ist eine umfassende Inklusion der Flüchtlinge mit Behinderung erforderlich. Dies ist eine Aufgabe, die nicht aufgeschoben werden darf. Die Politik sollte daher so schnell wie möglich die Rahmenbedingungen schaffen“, fordert Rühl. 

Gemeinsam mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck hat die Diakonie Hessen die Broschüre „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ herausgegeben, in der dargestellt wird, wie Inklusion im Alltag gelingen kann. Die Broschüre ist erhältlich über: kontakt@diakonie-hessen.de.

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