Dekanatssynode Gießen dankt Ehrenamtlichen

Kirche solidarisch mit Flüchtlingen

HartmannGemeinschaft mit Flüchtlingen

Die Evangelische Kirche in und um Gießen hat ihre Solidarität mit Flüchtlingen bekundet. Nach Beratungen über „Flucht und Migration“ bekannte sich die Synode des Evangelischen Dekanats Gießen einstimmig zum „Grundrecht auf Asyl, unabhängig davon, welchen kulturellen, religiösen oder sozialen Hintergrund“ die Flüchtlinge mitbrächten. Die Vertreter von 29 Gemeinden sowie kirchlicher Einrichtungen hatten am Freitagabend in der Jakobuskirche in Lang-Göns getagt.

Ausdrücklich bedankte sich die Synode bei den „vielen Ehrenamtlichen in den Gemeinden, dank derer die zu uns Geflohenen ihre ersten Schritte hin zur Integration in unsere Gesellschaft gehen können“. Gleichzeitig werden Kirchengemeinden gebeten, sich „Asylsuchenden zu öffnen“, die Flüchtlingsinitiativen weiter zu unterstützen und neue Helferkreise zu fördern. Die Gemeindevertreter wollen sich dafür einsetzen, dass die Aufnahme der Flüchtlinge zu einem neuen Miteinander in der Gesellschaft führt. Gemeinden wurden von der Synode „ermutigt, Räume zu öffnen für die Diskussion über die zukünftige Gestaltung der Gesellschaft“.

Viele Gemeinden und Ehrenamtliche engagieren sich

Zuvor hatten kirchliche Flüchtlingsberater sowie Gemeindevertreter aus Großen-Linden und Leihgestern über ihre Erfahrungen bei der Betreuung von Asylsuchenden berichtet, die in der inzwischen abgebauten Gemeinschaftsunterkunft in Leihgestern untergebracht waren. Die Arbeit habe zu einem neuen Miteinander in den Gemeinden geführt und die Mitarbeitenden bereichert.

Der Interkulturelle Beauftragte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Pfarrer Andreas Lipsch, hatte unterstrichen, dass Europa und Deutschland auch künftig mit hohen Flüchtlingszahlen rechnen müsse, angesichts des Zerfalls vieler Staaten an den Rändern Europas. Vor diesem Hintergrund sei die „Hauptaufgabe Integration und Beteiligung“. Er kritisierte, dass die Politik in Deutschland zunehmend auf Abwehr und Abschreckung setze und das Asylrecht aushöhle. Lipsch forderte, dass Deutschland und Europa „kontinuierlich eine hohe Zahl Schutzberechtigter über Aufnahmeprogramme gefahrenfrei und legal einreisen lassen“ solle.

"Hoffnung auf eine solidarische Welt"

Dass sich so viele Freiwillige für Flüchtlinge einsetzten, sei für ihn ein Ausdruck der „Hoffnung auf eine solidarische Welt“. Eine Umfrage unter den Gemeinden im Evangelischen Dekanat Gießen hatte ergeben, dass sich mehr als jede zweite Gemeinde mit über 350 Ehrenamtlichen auf unterschiedliche Weise für Flüchtlinge einsetzen.

Die Präsentation von Pfr. Lipsch als PDF-Download (wegen vieler Fotos 7 MB)

Taufen von Asylsuchenden

Der Propst für Oberhessen, Pfarrer Matthias Schmidt, bekannte sich vor den Synodalen zur Hilfe für Flüchtlinge unabhängig von ihrer Religion. Muslime die Hilfe zu verweigern, weil sie einen anderen Glauben haben oder in ihren Heimatländern Christen verfolgt würden, lehnte er ab.  Ungeteilte Barmherzigkeit sei Ausdruck einer „missionarischen Kirche“. Schmidt kritisierte aber „versteckte Missionierung“. Er lehne es ab, Bedürftigen zu helfen, weil man sie als „Missionsobjekte“ sehe und sie in ihrer Notsituation zum „Glauben zu überreden“.

Kritik an Behördenpraxis

Andererseits haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Flüchtlinge von sich aus Interesse am christlichen Glauben gezeigt und auch den Wunsch geäußert, getauft zu werden. Das fordere die Kirche dazu heraus, den christlichen Glauben neu in einfachen und verständichen Worten zu vermitteln. Der Propst kündigte an, dass dafür ein Grundkurs Glauben für Flüchtlinge erstellt werde. Lasse sich ein Asylsuchender taufen,  entstehe für die Gemeinde jedoch eine besondere Verantwortung für den Getauften.  Kritik  äußerte Schmidt an der Behördenpraxis, Getaufte im Asylverfahren auf christliches Grundwissen zu überprüfen. Häufig werde unterstellt, Aslysuchende hätten sich taufen lassen, um einer Abschiebung zu entgehen. Das sei nicht akzeptabel, so Propst Schmidt.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top