Blühpatenschaften

Kirchengemeinde übernimmt Blühpatenschaft

Quelle: gettyimages, custeauBlühstreifenBlühstreifen für mehr biologische Vielfalt

Immer mehr Landwirte bieten in Deutschland Blühpatenschaften an. Dabei geht es um Artenschutz und um Sensibilität für landwirtschaftliche Themen, wie die harten Vorgaben für die Landwirte. Diese Vorgaben können allerdings nur erfüllt werden, wenn der Verbraucher ebenso dazu bereit ist diese Produkte abzunehmen - und den entsprechend höheren Preis dafür zu zahlen. Bei den Blühpatenschaften wollen Produzent und Verbraucher gemeinsam Umweltschutz betreiben.

Bienen und andere Insekten leiden zunehmend unter Umwelteinflüssen wie Luftverschmutzung, Flächenversiegelung und Verkehrsinfrastruktur. Denn die Bestäuberinsekten benötigen nicht nur im Frühjahr blühende Pflanzen wie Raps oder Apfelbäume, sondern einen Großteil des Jahres. Deshalb fehlt besonders im Spätsommer den Insekten die Nahrungsgrundlage. Blühstreife und andere Blühflächen können da Abhilfe schaffen. Sie sind nicht nur Nahrungsgrundlage für Insekten, sondern sie fördern auch die biologische Artenvielfalt und sind Nistplatz und Rückzugsraum für viele Tierarten.

Okärber Landwirt fördert Artenvielfalt in der Region

Andreas Gangel ist Landwirt aus Okarben und Initiator der „Wetterauer Blühpatenschaften“. Blühpatenschaften sind ein bundesweites Projekt und jeder, der sich dazu berufen fühlt, kann mitmachen. Gangel bietet drei verschiedene Blühflächengrößen an: 50m², 100m² und 250m². Die Patenschaft besteht für eine Saison. „Wir legen die Blühfläche auf einer von uns bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche in Okarben, Wöllstadt, Petterweil und Umgebung an und pflegen sie“, berichtet Gangel und erzählt weiter: „Für eine Saison nehmen wird die Fläche aus der landwirtschaftlichen Produktion und sähen sie im April/Mai mit einer hochwertigen Mischung aus unterschiedlichen Kräutern und Wildblumen aus unserer Region ein. Den Blumenbestand lassen wir mindestens über den nächsten Winter stehen.“

Kirchengemeinde übernimmt Blühpatenschaft

Die evangelische Kirchengemeinde aus Petterweil hat eine Blühpatenschaft bei Gangel für 250m² übernommen. Pfarrer Michael Neugber sagt, das Projekt sei eine Einladung gewesen, etwas für die Natur zu tun und eine kreative Idee mit dem Land umzugehen. „Wir wollen uns nicht nur mit unserem Kirchgarten, der das ganze Jahr blüht, für die Artenvielfalt einsetzen, sondern auch mit diesem Projekt“, erklärt er. Mit dem Insektensterben gehe auch ein Vogelsterben einher und für ihn sei dieser kleine Beitrag mit der Patenschaft eine Wiedergutmachung an der Schöpfung, die über Jahre durch den Menschen ausgebeutet worden sei. Er zitiert dabei aus dem evangelischen Gesangbuch (Friede und Gerechtigkeit, Nummer 643): „Wenn viele kleine Leute, viele kleine Schritte gehen, können sie das Gesicht der Welt verändern.“

Warum Blumen statt Weizen?

In erster Linie geht es Gangel bei diesem Projekt um Aufklärung. Es gebe immer wieder Kritik an der konventionellen Landwirtschaft. „Wir Landwirte können die schärferen Vorgaben nur erfüllen, wenn der Verbraucher in gleichem Maße bereit ist, die Produkte abzunehmen und dafür auch einen angemessen höheren Preis zu zahlen“, erklärt er, „Ich möchte für diese Thematik sensibilisieren. Die Bevölkerung muss auch ihren Teil für eine nachhaltige Landwirtschaft leisten.“ Dabei ist es ihm wichtig, die Bevölkerung abzuholen und gemeinsam mit den Leuten etwas zu tun. Die Blühpatenschaft ist ein Weg für gemeinsamen Umweltschutz von Produzent und Verbraucher. Der Bürger übernimmt dabei den finanziellen Teil und der Landwirt die Arbeit.

Rechnet sich das für den Landwirt?

Im Prinzip verdient Gangel auf der Fläche mit den Blumen erstmal nichts, da er darauf keinen Weizen anbauen kann. Aber mit dem Betrag für die Blühpatenschaft sind dennoch seine Kosten genauso gedeckt, als würde er regulär Weizen anbauen. Ganz ohne Fördergelder. Der Pate trägt die Kosten. Sein Mehraufwand besteht vor allem in der Werbung für die Blühpatenschaften und der Datenpflege, aber die Aufklärung der Bürger ist für ihn eine Herzensangelegenheit, deshalb macht er diese zusätzliche Arbeit gern. „Jeder der eine Patenschaft übernimmt erhält ein Zertifikat. Ich plane, nach der Aussaat die GPS-Daten und Bilder der Blühflächen zu versenden. Dann können die Leute die Fläche auch mal besuchen“, erklärt er. Auch gegen das Pflücken der ein oder anderen Blume habe er nichts, solange es nicht zu viele werden, schließlich sei die Fläche für die Tiere.

Link zur Facebookseite „Wetterauer Blühpatenschaft“

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