Jung predigt Heiligabend im Gefängnis

Kirchenpräsident hinter Gittern: „Kraft und Halt finden“

Rainer Sturm/pixelio.deGefängnismauerGefängnismauer mit Stacheldraht

An Heiligabend hat der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung gemeinsam mit der Hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann die Justizvollzugsanstalt Frankfurt am Main I besucht. Die Feiertage sind für Gefangene und Bedienstete eine ganz besondere Herausforderung. Wenn andere bei der Familie sind, sitzen sie in der Zelle oder müssen Dienst tun. Wenigstens gibt es als Menü an Heiligabend etwas für viele Vertrautes: Würstchen mit Kartoffelsalat.

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Kirchenpräsident Volker Jung und Pfarrein Lotte Jung auf dem Weg in die Gefängniskapelle. Gottesdienst an Heiligabend 2015 in der JVA i in Frankfurt mit Kirchenpräsident Jung und Gefängnisseelsorgerin Lotte Jung Volker Jung in der JVA Lotte Jung in der JVA Kirchenpräsident Volker Jung mit Anstaltsleiter Frank Lob und Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörman in der JVA I. in Frankfurt Lotte Jung und Volker Jung verteilen kleine Geschenke für die Gefangenen: Lotte Jung und Volker Jung Gefängniskapelle in der JVA I in Frankfurt Altar der Gefängniskapelle Krippe im Knast ... Blick aus der Gefängniskapelle an Weihnachten
EKHN/RahnKirchenpräsident Volker Jung mit Anstaltsleiter Frank Lob und Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörman in der JVA I. in FrankfurtKirchenpräsident Volker Jung mit Anstaltsleiter Frank Lob und Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörman in der JVA I. in Frankfurt.

Die Weihnachtstage sind für die meisten Menschen ganz besondere Tage im Jahr. Meist suchen sie über die Feiertage Ruhe und Geborgenheit im Kreis der Familie.  Für manche Menschen ist dies aber nicht möglich. Zu ihnen gehören auch die Insassen von Justizvollzugsanstalten. An Heiligabend hat der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung mit der Hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann Gefangene und Bedienstete in der Justizvollzugsanstalt Frankfurt am Main I besucht. Gemeinsam feierte er mit Gefängnisseelsorgerin Lotte Jung auch einen Gottesdienst, zu dem Insassen und Justizangestellte eingeladen waren.

Um Vergebung und Orientierung bitten

„Besonders für Gefangene ist Weihnachten eine sehr schwere Zeit, weil sie die Menschen besonders schmerzlich vermissen, die ihnen nahe sind“, sagte Jung in seiner Predigt. Er erinnerte auch daran, dass die Weihnachtsgeschichte zeige, wie Gott „gerade in den dunklen und schweren Zeiten des Lebens nahe bleibt“. Zudem gehe von Weihnachten eine besondere Friedensbotschaft aus. Sie könne dazu beitragen, „dass wir Gott um Vergebung von Schuld und Orientierung für unser Leben bitten können“. Den Inhaftierten wünschte er zudem, dass sie an den für sie persönlich oft besonders emotional schwierigen Feiertagen in der Weihnachtsbotschaft „Kraft, Halt und Frieden finden können“.

Seelsorge durch alle Höhen und Tiefen

Jung bezeichnete zuvor die Seelsorge als „Herzens-Sprache“ der Kirche, die auch Menschen im Gefängnis zustehe. Ziel sei es „Hilfesuchende durch alle Höhen und Tiefen und in den Grenzsituationen des Lebens zu begleiten“. Die Gefängnisseelsorge erfülle eine wichtige Funktion für alle Insassen, aber auch die Bediensteten: „Sie ist auch ein Beitrag zur Menschlichkeit im Strafvollzug.“  

Rund- um–die-Uhr-Dienst für Sicherheit

Nach Justizministerin Eva Kühne-Hörmann muss auch ein Großteil der 3.000 Bediensteten in den 16 hessischen Justizvollzugsanstalten über die Feiertage Dient tun. „Ihre Arbeit im Vollzug ist ein 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr Dienst für die Sicherheit. Sie arbeiten auch an Sonn- und Feiertagen, damit andere Menschen in Frieden und Sicherheit leben können. Dafür danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im hessischen Strafvollzug.“, so Eva Kühne-Hörmann anlässlich ihres traditionellen Weihnachtsbesuches, der diesmal in Frankfurt stattfand.

Hoffnung auf Leben nach der Haft geben

„Die Arbeit im Justizvollzug ist geprägt vom steten Sicherheitsdenken; man erlebt aber auch menschliche Schicksale und Erlebnisse.“ Es sei deshalb eine besondere Herausforderung für jeden Angestellten „ Tag für Tag nicht nur gewissenhaft seine Arbeit zu erledigen, sondern auch auf die Inhaftierten einzugehen und ihnen ein Stück Hoffnung auf ein normales Leben nach der Haft zu geben“. In den neuen Vollzugsgesetzen sei deshalb das Ziel der Resozialisierung verankert. „Ein wichtiger Baustein der Resozialisierung ist es zum Beispiel, dass familiäre und freundschaftliche Bindungen zur Außenwelt nicht abreißen. Freunde und Familie sind oft die einzige Anlaufstation nach der Haft.“

Verlängerung der Telefonzeiten ab Februar

Um diese Verbindungen zu stärken, würden deshalb auch die Telefonzeiten für die Inhaftierten verlängert. Ab Februar erhalten alle Straf- und Untersuchungsgefangenen in den hessischen Justizvollzugsanstalten im Rahmen einer Erhöhung der monatlichen Telefonzeit um 60 Minuten die Möglichkeit, regelmäßig bis zu 120 Minuten pro Monat zu telefonieren.  

Hintergrund 
Die JVA Frankfurt am Main I ist die modernste Vollzugsanstalt in Hessen. Sie wurde nach einem vollständigen Neubau Mitte 2011 in Betrieb genommen. Es handelt sich um eine Anstalt höchster Sicherheitsstufe mit neuster Sicherheitstechnik.

Die Anstalt verfügt über 508 Haftplätzen für erwachsene männliche Untersuchungsgefangene (aus den Landgerichtsbezirke Frankfurt am Main, Wiesbaden und Hanau sowie teilweise Darmstadt), 56 Haftplätze in einer Transportabteilung und 33 Plätze im medizinischen Zentrum. Sie war Mitte Dezember 2015 mit rund 550 Gefangenen belegt, die von 272 Bediensteten sowie 25 Anwärterinnen und Anwärtern bewacht und betreut werden.

Wie das Justizministerium noch mitteilt, wird es an Heiligabend 2015 für die Gefangenen als Menü Rindswurst mit Kartoffelsalat geben. 

Themen-Special "Weihnachten"

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