Ökumenischer Kirchentag in Frankfurt

Kirchentagspräsidentin Limperg für Dialog mit AfD-Basis

Peter BerneckerAlle halten den übergroßen Staffelstab fest.Hans Leyendecker, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2019 (links), übergibt den Staffelstab an Bettina Limperg, Präsidentin des Ökumenischen Kirchentages in Frankfurt (Mitte) und Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

Die evangelische Kirchentagspräsidentin für den 3. Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main, Bettina Limperg, wirbt für den Dialog mit Mitgliedern, Sympathisanten und Wählern der AfD.

„Wir wollen Menschen erreichen, auch solche, deren Überzeugungen wir schwierig finden oder ablehnen”, sagte sie am Samstag dem „Kölner Stadt-Anzeiger”. „Dahinter steht ja zumeist keine Boshaftigkeit oder Bösartigkeit, zumindest bei den einfachen Mitgliedern.” Bei den Funktionären sei sie sich da nicht so sicher, betonte Limperg.

„Von uns Christen darf erwartet werden, dass wir uns kümmern”

„In der Regel sind es Enttäuschungen, Ängste, Verluste, die Suchen ach etwas, das man verloren hat oder verloren glaubt, die Menschen zu radikalisierenden Parteien treiben”, sagte die evangelische Kirchentagspräsidentin, die auch Präsidentin des Bundesgerichtshofs (BGH) ist. Damit müssten sich Christen befassen, hingucken und sich einzufühlen versuchen. Gerade im Osten begegne ihr oft der Vorwurf „Ihr kümmert euch nicht”. „Von uns Christen darf erwartet werden, dass wir uns kümmern”, erklärte Limperg. Sie nehme sich „die Freiheit zum offenen Wort in einem Raum, der nicht Staat und auch nicht Kirche ist”.

Innerhalb der Kirchen wird seit Jahren darüber diskutiert, wie man mit rechtspopulistischen Bewegungen in Gemeinden und kirchlichen Gremien umgehen soll. Beim evangelischen Kirchentag im vergangenen Juni in Dortmund etwa waren AfD-Politiker zu keinem Forum eingeladen.

Auch ökumenische Konflikte nicht „weglächeln”

Mit Blick auf die Ökumene warnte die Juristin davor, konfessionelle Konflikte zum Hauptthema des Ökumenischen Kirchentags zu machen. „Ökumene ist wichtig, aber sie soll und darf nicht die großen, drängenden Fragen unserer Gesellschaft überlagern”, sagte Limperg dem „Kölner Stadt-Anzeiger”.

Es gehe nicht darum, Konflikte zu negieren oder wegzulächeln. „Ich hielte es für den völlig falschen Ansatz zu sagen: Wir pflegen unsere konfessionellen Gärtchen und sind glücklich, wenn wir den Zaun dazwischen hier und da ein bisschen durchlässiger machen”, erklärte sie. Aber der Erfolg des 3. Ökumenischen Kirchentags „steht und fällt nicht damit, ob wir den Zaun 2021 komplett abgebaut bekommen”. „Das wird uns auch nicht gelingen”, sagte Limperg. Vielmehr müsse es darum gehen, Konflikte in aller Klarheit zu benennen und vernünftige Lösungen zu fordern.

Der 3. Ökumenische Kirchentag findet vom 12. bis 16. Mai 2021 statt. Gastgeber sind die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und das katholische Bistum Limburg. Die ersten beiden Ökumenischen Kirchentage gab es 2003 in Berlin und 2010 in München. Zum großen Ökumenetreffen in Frankfurt werden mehr als 100.000 protestantische und katholische Christen sowie Gäste aus aller Welt erwartet.

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