Rheinland-Pfalz

Mehr Unterstützung für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit

EKHN/Volker RahnSchildEhrenamtliche leisten einen wertvollen Beitrag in der Flüchtlingsarbeit

Aufgrund des großes Bedarfs will die Evangelische Erwachsenenbildung in Rheinland Pfalz ihr Engagement in der Integration von Flüchtlingen weiter ausbauen. Die vielen Ehrenamtlichen in den Gemeinden, die Sprachkurse oder andere Unterstützungsangebote anbieten, sollen für dieses besondere Aufgabe qualifiziert und begleitet werden.

Dies ist das Ergebnis eines Fachgesprächs, zu dem die Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in Rheinland-Pfalz (elag) anlässlich ihres 40jährigen Jubiläums auf die Ebernburg in Bad Münster am Stein eingeladen hatte. Man wolle das Jubiläum feiern, in dem man sich den Herausforderungen der Zukunft stelle, so die Vorsitzende der elag, Pfarrerin Heike Wilsdorf. 

Herausforderungen für Ehrenamtliche

Das Fachgespräch wurde eingeleitet durch einen Situationsbericht des Landesbeauftragten für Migration und Integration. Miguel Vicente verwies angesichts des kurzfristigen und massiven Anstiegs der dem Land zugewiesenen Flüchtlinge darauf, welche Anstrengungen es seitens der Landesregierung bedeute, die Kapazitäten für die Aufnahme der Flüchtlinge und die Infrastruktur für die Integration aufzubauen. „Das kann keine Regierung oder Organisation allein, das könne nur gemeinsam gelöst werden“, so Vicente. Die Anstrengungen der Landesregierung konzentrierten sich auf fünf Felder: die Erstaufnahme und die Verteilung auf die Kommunen, wobei diese frühzeitig informiert werden müssen, wer mit welchen Fluchthintergrund und Fluchterlebnissen  ihnen zugewiesen werde. Desweiteren müßten die vielen Ehrenamtlichen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren wollen, auf die besonderen Herausforderungen vorbereitet werden. Dies gelte sowohl für Rechtsfragen, die mit dem Status der Flüchtlinge verbunden seien, als auch für die psycho-sozialen Probleme vieler Flüchtlinge. Für die gesundheitliche Situation, die Verarbeitung der Bürgerkriegssituation und der traumatischen Erlebnisse, sei schnelle Hilfe und Unterstützung notwendig. Seitens der Landesregierung werden dazu fünf spezialisierte Dienste aufgebaut. Weitere Schwerpunkte seien die Sprachförderung und die Arbeitsmarktintegration.

Ausländerpfarramt bemüht sich, schnell und unbürokratisch zu reagieren

Pfarrer Siegfried Pick, der Leiter des Ausländerpfarramts im Kirchenkreis an Nahe und Glan in Bad Kreuznach, ergänzte die Ausführungen von Vicente durch Praxisbeispiele aus seiner täglichen Arbeit. Mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher betreibe das Ausländerpfarramt ein Lernzentrum in Bad Kreuznach, das jedes Jahr für 800 bis 1000 Migranten und Flüchtlinge Lernangebote, insbesondere Sprachkurse, anbiete. Neben weiteren Projekten und einer offenen Bildungsarbeit in Kirchengemeinden, bei der über Hintergründe von Flucht und Vertreibung informiert werde, gehe das Ausländerpfarramt mit seinen Angeboten auch aufs Land. Denn die Flüchtlinge konzentrierten sich nicht mehr nur in bestimmten Kommunen sondern seien inzwischen auch im ländlichen Bereich angekommen. Es gehe dabei immer um die Aufgabe, schnell und unbürokratisch auf den Bedarf vor Ort zu reagieren, so der evangelische Ausländerbeauftragte. Aber bei allen Bemühungen seien die Strukturen nicht ausreichend.

Auch Supervision sollte zur Qualifizierung Ehrenamtlicher gehören

In der abschließenden Diskussion mit den Abgeordneten Ingeborg Sahler-Fesel aus Trier und Gerd Schreiner aus Mainz, die vom Beauftragten der Evangelischen Kirchen im Lande Rheinland Pfalz, Kirchenrat Dr. Thomas Posern, moderiert wurde, wurden die angesprochenen Themen seitens der Träger der Erwachsenenbildung weiter vertieft. So wies die Landesgeschäftsführerin der Katholischen Erwachsenenbildung,  Elisabeth Vanderheiden, auf die außerordentlich gute Koordination der Weiterbildungsträger in Rheinland-Pfalz bei den Sprach- und Orientierungskursen für Flüchtlinge hin. Aber auch der Bedarf an politischer Bildung wurde hervorgehoben. Dabei gehe es insbesondere darum, die Ängste und Vorurteile in der Bevölkerung ernst zu nehmen und präventiv in Bildungsangeboten zu bearbeiten. Auf die Frage, welche Erwartungen die Abgeordneten an die Evangelische Erwachsenenbildung in der Flüchtlingsarbeit hätten, wurde neben Sprachangeboten und Arbeitsintegration immer wieder die Unterstützung und Qualifizierung der Ehrenamtlichen genannt , die auch eine Supervision einschließe. Die Politik ihrerseits versprach im Nachtragshaushalt mehr Geld für die Flüchtlingsarbeit bereit zu stellen. Die Abgeordnete Sahler-Fesel verwies zum Schluss auf das politische Problem, dass die notwendige Flüchtlings- und Integrationshilfen nicht den Blick darauf verstellen dürften, dass es auch andere Notleidende in unserer Gesellschaft gebe. Die Tatsache, dass deren Probleme nicht so im medialen Interesse stünden, dürfe nicht zu einer Konkurrenz- oder Neiddiskussion führen. Der Landesbeauftragte Vicente äußerte die Hoffnung, dass im Wahlkampf 2016 das Flüchtlingsthema zwar kontrovers aber im Bewußtsein einer nur gemeinsam zu lösenden Aufgabe diskutiert werde.

Pfarrerin Heike Wilsdorf bekräftigte am Ende der Veranstaltung den Entschluss des Vorstandes der Evangelischen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung, die Flüchtlingsarbeit in Rheinland Pfalz weiter auszubauen und Konzepte für die Qualifizierung von Ehrenamtlichen zu entwickeln.

 

Zum Hintergrund:
Die Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft (elag) ist der Zusammenschluss der Einrichtungen der Evangelischen Erwachsenenbildung in Rheinland-Pfalz. Sie wurde 1975 als Verein gegründet und hat ihren Sitz in Mainz. Mit etwa 6.200 Veranstaltungen im Jahr, durchschnittlich über 40.000 Weiterbildungsstunden und 120.000 Teilnehmenden ist die elag einer der größten Weiterbildungsträger in Rheinland-Pfalz.

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