„Mehr Kommunikation – auch digital“

Sommerempfang des Kirchenpräsidenten (mit Fotos und Video)

Esther StoschDie EKHN hat Statements vom Sommergespräch des Kirchenpräsidenten auf ihrer Facebookseite veröffentlicht.

Bei einem „Sommergespräch“ am 7. August hat sich Kirchenpräsident Dr. Volker Jung Fragen von Journalisten gestellt. Nach einigen thematischen Vorgaben, was ihn „über den Sommer hinweg beschäftigt hat“ stellte er sich Themen wie die Frage nach der Zukunft der Kirche, der Ökumene, aber auch zum Umgang mit Fußballer Mesut Özil.

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Es war das erste „Sommergespräch“, zu dem Jung ins Dominikanerkloster in Frankfurt eingeladen hatte. Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter von kirchlichen und weltlichen Medien waren der Einladung gefolgt. Jung selbst, gerade zurück aus seinem Urlaub, stimmte zunächst die Themen an, die ihn in den vergangenen Wochen besonders beschäftigt hatten.

Flüchtlinge und Seenotrettung

„Was wir da gerade im Mittelmeerraum erleben, ist ein humanitäres Desaster“, sagte der Kirchenpräsident und erinnerte an die Reise nach Malta von  Manfred Rekowski, dem Vorsitzenden der Kammer für Migration und Integration der EKD. Angesichts der europaweiten Diskussion um die Aufnahme von Flüchtlingen betrachte Jung mit Sorge, wie „die Werte, auf die sich Europa immer wieder berufen hat, nun zerstört werden“. Gerade jetzt wäre eine europäische Integrationspolitik dringend nötig, stattdessen gehe in den Debatten zunehmend um Emotionen und weniger um Fakten. Problematisch sei, so Jung, dass die CSU versuche, der AfD die Themen zu entreißen. Dies verursache vor der Landtagswahl in Bayern im Oktober und der Europawahl 2019 einen bedenklichen Rechtsruck. Statt Realpolitik gäbe es nur noch Symbolpolitik. Die Kirchen aber hätten bereits seit 2014 immer wieder aus der Sicht der betroffenen Menschen, die Schutz suchen, ihre politischen Forderungen formuliert.

Der Fall Özil

Am Beispiel des Falles Mezut Özil stellte der Kirchenpräsident die Überlegung an, ob Deutschland nicht vielleicht doch ein „Rassismusproblem“ habe. Dieses Problem liege aber weniger in einer nicht gelungenen Integration, sondern in der Kommunikationskultur. Der DFB hätte sich, so Jung, schützend vor Özil stellen sollen, anstatt ihn zu verurteilen. Auch wenn Özils Bekenntnis zu Erdogan sicherlich problematisch sei, so hätten die DFB-Funktionäre allein schon aus Sportsgeist den Fußballer aus der Kritik nehmen sollen. Aber, so Jung, „man hat beim DFB wohl gedacht, wenn der Ball rollt, ist das Foto schnell vergessen“.

Digitalisierung als Herausforderung

Gerade in den sozialen Netzwerken gäbe es derzeit eine unschöne Entwicklung. Jung, der selbst einen Facebook-Account betreibt, beobachte, dass es in Diskussionen kaum noch um Fakten gehe. Es selbst wünscht sich auch im Umgang mit rechtspopulistischen Themen mehr Sachlichkeit. So lehne er eine pauschale Verurteilung der AfD ab, obwohl es gerade von Kirchenvorständen den Wunsch gebe, seitens der Kirchenleitung eine klare Richtschnur zu erhalten. In der Auseinandersetzung mit der AfD sei aber die sachliche Diskussion von Argumenten wichtig.

Jung bekannte, dass er selbst „zerrissen“ sei, ob er selbst weiterhin Facebook nutzen soll. Angesichts der datenschutzrechtlichen Probleme kämen ihm da schon Zweifel. „Allerdings kommt man nicht umhin, Facebook zu nutzen, um viele Menschen zu erreichen“ betonte der Kirchenpräsident. Im Übrigen sehe er es positiv, dass die EKHN auf vielen Kanälen kommuniziere, sowohl ganz klassisch traditionell auf Gemeindeebene mit Gottesdiensten und Hausbesuchen. Aber auch die mediale Kommunikation sei sehr wichtig, um mit den Mitgliedern in Kontakt zu bleiben. Dazu gehören Verkündigungssendungen im Radio ebenso wie interaktive Gottesdienste via Internet oder die Kommunikation in den sozialen Netzwerken.
Jung: "Ich sehe die größte Herausforderung darin - und da dürfen wir uns nicht viel Zeit lassen - Kommunikation zu intensivieren."

Im Herbst wird Jung als Autor ein Buch zum Thema Digitalisierung herausgeben: „Digital Mensch bleiben“ erscheint beim Claudius-Verlag.

Kirchenmitgliedschaft rückläufig

Enttäuschend sei für ihn der weitere Rückgang der Kirchenmitglieder, wie ihn die kürzlich vorgelegte Statistik aufweise. Ein weiterer Rückgang um 1,9 Prozent sei zu beobachten, „da kann man nichts schönreden“, so der Kirchenpräsident. Was man dagegen tun könne, sei schwierig zu beurteilen. Er halte es mit dem Religionssoziologen Detlef Pollack, der den Kirchen attestierte, eigentlich nichts falsch zu machen. Es gebe eben derzeit eine religiöse Indifferenz, den Menschen sei Kirche egal geworden, so Pollack.

„Wenn wir schon nichts falsch machen, was machen wir denn richtig?“ fragte der Kirchenpräsident und gab die Antwort gleich selbst: „Wir setzen auf vielfältige Kommunikationswege. Da können Menschen auch außerhalb der Gemeinde andocken.“ Mehr Kommunikation – auch digital, so die Devise von Jung.

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