Resolution der Dekanatssynode

„Unser Miteinander braucht Anstand“

bbiew

Die Synode des Evangelischen Dekanats Bergstraße hat an die politisch Verantwortlichen appelliert, keinen Wählerstimmen durch menschenverachtende Hetze gegen Flüchtlinge nachzujagen.

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In einer Resolution, die bei der Herbsttagung in Auerbach einstimmig und ohne Enthaltungen verabschiedet wurde, betonen die Synodalen, dass Integration kein Selbstläufer sei. Es gebe Probleme und Herausforderungen, sie zu leugnen, wäre nicht redlich. „Viele ermutigende Beispiele verstärken unsere Hoffnung, dass unser Gemeinwesen diese Herausforderungen meistern wird“, heißt es in der Erklärung, die den Bibel-Vers zitiert: „Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2.Timotheus 1,7)

Waffenexporte sind Teil der Fluchtursachen

Die Synodalen sprechen sich dafür aus, die Fluchtursachen in den Blick zu nehmen. „Rohstoffhunger und Ressourcenverbrauch im großen Stil sind Teil der Fluchtursachen. Waffenexporte befeuern Konflikte, vor denen Menschen fliehen.“ Für Asyl könne es keine Obergrenze geben. Es sei ein individuell verbrieftes Recht für alle, die vor politischer Verfolgung und Unterdrückung fliehen. Die Resolution mit dem Titel „Für Respekt und Toleranz – gegen Hass und Gewalt“ schließt mit dem Satz: „Unser Miteinander braucht Anstand.“

Gegen Pauschalurteile

In seinem Bericht vor der Synode hatte sich Dekan Arno Kreh zuvor für eine „Haltung der Gastfreundschaft“ ausgesprochen, die den Menschen in den Mittelpunkt stelle. „Wir dürfen keine Pauschalurteile fällen“, sagte er. Bei allen gesellschaftlichen Problemen gelte es zu differenzieren, besonnen zu bleiben und mutig zu sein.

In seinem Grußwort dankte der Bensheimer Bürgermeister Rolf Richter den Kirchengemeinden für die Unterstützung der Flüchtlinge. „Ohne diese Hilfe hätten wir es als Stadt nicht schaffen können“. Richter ermunterte die evangelische Kirche, weiterhin strittige Themen offen anzusprechen. Das sei Anlass für die Politik, das eigene Selbstverständnis und das eigene Handeln zu überdenken.

"Wir können auch anders!"

Das Evangelische Dekanat und seine 34 Kirchengemeinden bereiten sich auf das   Reformationsjubiläum vor.  Die Veröffentlichung von Luthers Thesen gegen den Ablasshandel, der als Beginn der Reformation gilt, jährt sich im kommenden Jahr zum 500mal. Die Pflanzung von Apfelbäumen in Anlehnung an den Martin Luther zugeschriebenen Satz  ‚Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ sei ein erfolgreicher und niedrigschwelliger Auftakt zum kommenden Jubiläumsjahr gewesen, sagte Dekan Kreh. Jetzt gelte es nach vorn zu blicken und eine inhaltliche Auseinandersetzung zu führen. In den einzelnen Kirchengemeinden seien mittlerweile über 40 Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum geplant. Mit einem gerade ausgeschriebenen Thesenwettbewerb sucht das Dekanat neue Thesen für unsere Zeit. Das Motto: "Hier stehen wir - wir können auch anders!" 

Soziale Teilhabe und interreligiöser Dialog

Neben dem Reformationsjubiläum  seien die soziale Teilhabe, insbesondere die Tafelarbeit, die Stärkung der Familien, die Unterstützung der Flüchtlinge und der interreligiöse Dialog Schwerpunkthemen des Dekanats, erläuterte Kreh. Er sprach sich zudem dafür aus, den Kontakt  mit den türkischen Moscheegemeinden in der Region Bergstraße fortzusetzen - auch wenn es konträre Positionen zur Politik Erdogans gebe und der Dialog sich momentan als schwierig erweise. „Wir sollten den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen“ sagte der Dekan. Dazu diene auch das jährliche interreligiöse Kicken der Fußballmannschaften der Bergsträßer Pfarrer und der Imame.

Neuer Zuschnitt für Dekanat und Propstei

Der Vorsitzende der Dekanatssynode, Präses Dr. Michael Wörner berichtete über die Gespräche zur Eingliederung der zehn Kirchengemeinden im südlichen Ried in das Bergsträßer Dekanat. Das soll zum 1. Januar 2019 erfolgen. Derzeit seien unter anderem Workshops mit diesen Gemeinden und ihren Bergsträßer Nachbargemeinden Viernheim, Schwanheim, Einhausen, Heppenheim und Lorsch geplant. Die Starkenburger Pröpstin Karin Held erklärte in ihrem Grußwort, dass auch die Propstei um die Dekanate Rüsselsheim-Groß Gerau, Dreieich und Rodgau erweitert werde und fügte augenzwinkernd hinzu: „Dann haben wir Starkenburg in den Grenzen von 1803.“

Mutig Anträge stellen

Pfarrer Thomas Blöcher, der im Dekanatssynodalvorstand für Haushalt und Finanzen zuständig ist, gab einen Überblick über die Verwendung der Finanzausgleichsmittel. Die zur Verfügung stehenden Gelder seien nicht ausgeschöpft. Er ermunterte die Gemeinden, „mutig“ Anträge zu stellen.

Die Kosten für die Sanierung kircheneigener Gebäude brennen derzeit vielen Gemeinden unter den Nägeln. Der Leiter des Haushaltsreferats in der Kirchenverwaltung,  Oberkirchenrat Torsten Hinte, informierte über die Zuschüsse der Landeskirche. Wegen der gerade laufenden Umstellung der Haushaltsführung auf die Doppik gibt es bei den Kirchengemeinden große Unsicherheiten. Die Probleme und offenen Fragen wurden bei der Tagung kritisch diskutiert.

Partnerkirchenkreis vor großen Herausforderungen

Über die Ergebnisse der Tagung der EKHN-Kirchensynode berichtete Pfarrerin Beatrice Northe. Die Bergsträßer Delegierten seien in verschiedene Ausschüsse gewählt worden. Lupold von Lehsten (Schönberg-Wilmshausen) in den Ausschuss für Gemeindeentwicklung, Silke Bienhaus (Heppenheim)  in den Rechnungsprüfungsausschuss und den Benennungsausschuss, Ulrike Scherz (Lindenfels) in den Rechtsausschuss und Alexander Gemeinhardt (Bensheim) in den Bauausschuss und den Benennungsausschuss.

Ein Grußwort vom ostdeutschen Partnerkirchenkreis Sömmerda-Eisleben konnte aus Termingründen nur von Präses Wörner verlesen werden. Der Kirchenkreis ist von Problemen ganz anderer Größenordnung gebeutelt. Wegen der rückläufigen Mitgliederzahlen sollen künftig 30 Prozent der Stellen wegfallen. Der Partnerkirchenkreis lud die Bergsträßer zum regionalen „Kirchentag auf dem Weg“ im Mai 2017 in Eisleben ein.

Zehn Jahre Dekanat Bergstraße

In der Pause der Tagung stießen die Synodalen auf das kleine Jubiläum des Dekanats an, das vor zehn Jahren durch die Fusion der beiden Dekanate Bergstraße-Mitte und Bergstraße-Süd gebildet wurde. Die Dekanatssynode gilt als regionales „Kirchenparlament“. Sie setzt sich zusammen aus Delegierten der Kirchengemeinden, der Pfarrerschaft und weiteren gewählten und berufenen Mitgliedern. Die Synode tagt grundsätzlich öffentlich.

Die Resolution "Für Respekt und Toleranz - Gegen Hass und Gewalt" finden Sie im Wortlaut hier

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