Mehr Solidarität gefordert

„Düstere Zukunft für Flüchtlinge und Europa“

EKHNEfi LatsoudiDie griechische Flüchtlingsaktivistin Efi sagt: „Angst ist keine Lösung. Solidarität ist eine Lösung für eine offene und friedfertige Gesellschaft.“

Die griechische Flüchtlingsaktivistin Efi Latsoudi hat die gegenwärtige Migrationspolitik der EU scharf kritisiert. „Die Abmachungen mit der Türkei bedeuten eine düstere Zukunft für die Flüchtlinge und Europa“, erklärte sie am 24. Oktober vor der in Frankfurt am Main tagenden Synode. Efi Latsoudi forderte größere Solidarität und Perspektiven.

EKHNEfi LatsoudiEfi Latsoudi spricht in Frankfurt vor der EKHN-Synode und macht deutlich, dass Geflüchtete in Europa eine dauerhafte Perspektive brauchen

„Ein Europa ohne Solidarität und die Achtung der Menschenrechte ist nicht mehr Europa“, sagte die 48 Jahre alte Psychologin, die vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR für ihr Engagement auf der griechischen Insel Lebsos ausgezeichnet wurde.

Positive Zeichen setzen

In einer Situation, in der politische Entscheidungen „Angst verbreiten und Menschenrechte in Gefahr bringen“, müssten alle demokratisch gesinnten Bürger selbst handeln und ihre Position klar zum Ausdruck bringen. „Angst ist keine Lösung. Solidarität ist eine Lösung für eine offene und friedfertige Gesellschaft“, so die Griechin. Es sei wichtig, gemeinsame Lösungen für Hilfesuchende und Einheimische zu finden. Aktuell ginge es längst nicht mehr nur „um Decken und Lebensmittel“, sondern um eine dauerhafte Perspektive für Geflüchtete in Europa. Es gebe Alternativen zu der gegenwärtigen restriktiven und unmenschlichen Flüchtlingspolitik Europas.

Kluger Einsatz von Ressourcen

Ihrer Ansicht nach kann durch positive Beispiele in der Praxis, breite Beteiligung aller Gesellschaftsgruppen und klugen Einsatz von Ressourcen eine andere Migrationspolitik verwirklicht werden. Vor vier Jahren gründete Latsoudi mit anderen Freiwilligen auf der griechischen Insel Lesbos ein selbstorganisiertes Flüchtlingscamp. Gemeinsam mit Einheimischen reaktivierte unter anderem sie ein früheres Freizeitheim für Geflüchtete und organisierte medizinische Hilfe. Auf dem Höhepunkt der Fluchtbewegung im vergangenen Herbst kamen täglich bis zu 5.000 Menschen auf der nahe an der türkischen Küste gelegenen Insel an.

Mit UN-Auszeichnung geehrt

Latsoudi erhielt für ihr Engagement vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) im September 2016 die Auszeichnung „Nansen refugee award“. Bei der Verleihung sagte Filippo Grandi, Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen: „Hunderttausende Menschen, die im vergangenen Jahr vor Kriegen und Verfolgung flohen, riskierten ihr Leben auf seeuntüchtigen Schiffen oder Schlauchbooten bei ihrem verzweifelten Versuch, Europa und somit Sicherheit zu erreichen. Efi Latsoudi weigerte sich, bei der dramatischen humanitären Situation, die sich vor ihren Ufern abspielte, nur danebenzustehen. Ihre Bemühungen spiegeln die enorme öffentliche Reaktion auf die Flüchtlingskrise in Griechenland und ganz Europa wider, in der sich tausende Menschen mit Flüchtlingen solidarisierten.“

Hilfe in Hessen-Nassau

Dr. Ulrich Oelschläger, Präses der hessen-nassauischen Kirchensynode, sagte Latsoudi die fortdauernde Solidarität der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau für ihre Arbeit zu. Die Synodalen hatten ihr zuvor mit stehendem Applaus für ihre Arbeit gedankt. Im Jahr 2015 hatte auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) über 21 Millionen Euro für die mittelfristige Arbeit mit Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Damit wurden unter anderem die professionelle Flüchtlingsberatung aufgestockt und mehr Stellen für die Koordination des ehrenamtlichen Engagements in den Kirchengemeinden sowie verstärkte Integrationsmaßnahmen in den knapp 600 evangelischen Kindertagesstätten finanziert.

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