Internationale Automobilausstellung

Erdöl oder Elektro: Womit fahren wir in Zukunft?

IAA PressefotoAngela Merkel eröffnet die IAA 2015Umgeben von Chefs der Automobilindustrie: die Politiker Angela Merkel und Volker Bouffier.

Die Autohersteller zeigen auf der Automesse IAA ihre Elektro-Autos und alternativen Antriebe. Trotzdem kaufen die Kunden weiter herkömmlich motorisierte PKW. Ein wirklicher Wandel der Mobilität sieht anders aus. Wie fahren wir in Zukunft Auto?

ZGVPortraitDr. Hubert Meisinger ist Referent für Umweltfragen im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN.

Mehr Sicherheit, mehr PS und hohe Beschleunigungswerte. Die internationalen Autohersteller präsentieren auf der Internationalen Automobilausstellung ihre neuen Modelle. Die Spritpreise sind niedrig, da macht das schnelle Fahren auf der Autobahn gleich mehr Spaß. Bleibt der Umweltschutz dabei auf der Strecke?

Feigenblatt oder Verkaufserfolg?

Die Plakate vor der Messehalle machen deutlich: Das Motto der IAA 2015 ist „Elektromobilität“. Hersteller wie Tesla aus den USA machen es seit Jahren vor, die europäischen Unternehmen ziehen langsam nach. Also weg von Benzin und Diesel, hin zum Stromkabel. Das zeigt auch ein Rundgang über das Messegelände: BMW bewirbt seine Stromer i3 und i8 und Opel stellt seinen Ampera aus. Bisher sind die Modelle kein großer wirtschaftlicher Erfolg: Von Januar bis August wurden 6.456 Elektro-Autos in Deutschland zugelassen. Verglichen mit den mehr als 2,5 Millionen Neuzulassungen insgesamt ein verschwindend geringer Prozentsatz (0,25 %). 

Diesen Verkaufszahlen tragen auch die oben genannten Hersteller weiter Rechnung: Verbrennungsmotoren dominieren weiterhin die Ausstellungsflächen. Größer, stärker, effizienter sollen sie sein. Und die Besucher strömen gern zu ihnen oder zu Ferrari, Jeep oder Porsche. Der Spritpreis gibt ihnen zurzeit gute Argumente. Rund 1,12 Euro kostet der Liter Diesel zurzeit. Vor einem Jahr mussten Autofahrer noch knapp 1,37 Euro für einen Liter Diesel zahlen.

Preiskampf ums Öl

Der Umweltbeauftragte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Hubert Meisinger, sieht die Entwicklung des Ölpreises kritisch. Die Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) überschwemme den Markt mit billigem Erdöl, um US-amerikanisches Fracking-Öl aus dem Markt zu drängen. „So wird sprichwörtlich versucht, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Die niedrigen Preise verführen dazu, mehr zu fahren oder beim Kauf eines Autos weniger auf den Verbrauch zu achten. Und wenn die Kraftstoffpreise dann wieder steigen – was als absehbar angesehen wird –, wirken sich diese Effekte noch stärker negativ aus, auf die Umwelt und den eigenen Geldbeutel.“

Gibt es „nachhaltiges Autofahren“?

Die EKHN geht seit Juli 2015 erste Schritte in eine Zeit nach dem Erdöl. Der Kirchenverwaltung in Darmstadt steht ein Elektroauto zur Verfügung, das die Angestellten für innerstädtische Fahrten nutzen können. Außerdem wertet das „Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung“ der EKHN  ein Gutachten zur Elektromobilität aus, das die EKHN in Auftrag gegeben hatte. Es soll prüfen, ob noch weitere E-Autos dazukommen können und wie die Kirche auch den Strom für diese Fahrzeuge selbst ökologisch produzieren kann. Denn Elektromobilität ist nicht gleich Elektromobilität. Kommt der Strom aus Kohlekraftwerken oder Ölkraftwerken, sieht die Umweltbilanz kaum besser aus als bei einem Auto mit herkömmlichem Antrieb und CO2-Ausstoß.

Hubert Meisinger: „Es darf allerdings nicht dazu verführen, noch mehr Strecken mit dem PKW, auch nicht mit dem E-Fahrzeug, zurückzulegen und das Leben noch mehr zu beschleunigen. Die Aktion „Autofasten“ ist ein Beispiel dafür, dem Wettrennen auf der Straße zu entkommen.“  Die beteiligten Kirchen rufen dazu auf, in der Fastenzeit das Auto möglichst oft stehen zu lassen. Stattdessen sind Autofahrerinnen und Autofahrer eingeladen, ihr Auto für vier Wochen „durch Radfahren, Busse und Bahnen zu ersetzen oder einfach zu Fuß zu gehen.“

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