Not und Nachhaltigkeit

Kreatives Recycling im Abgeordnetenhaus

Erika von Bassewitz

Die Dritte Welt ist ins Mainzer Abgeordnetenhaus eingezogen. Spielzeugautos, Puppen und Schautafeln aus dem Schulunterricht in Entwicklungsländern zeigen, wie Schrott und Abfallprodukte in sinnvolle Alltagsgegenstände verwandelt werden können.

Erika von Bassewitz

Eine riesige, grüne Spinne schwebt im Foyer des Abgeordnetenhauses an der Wand. Ungiftig und harmlos ist sie garantiert, vor allem aber auch eines: nachhaltig. Sie besteht aus alten Kronkorken. Was Menschen in armen Ländern aus alten Kronkorken, kaputten Autoreifen oder einfachen Bananenblättern herstellen, zeigt die aktuelle Ausstellung „Reich an Einfällen – Kreatives Recycling in der Dritten Welt“ im Mainzer Abgeordnetenhaus.

Kreuze aus Waffen

„Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern nutzen mit einem ungeheuren Einfallsreichtum Dinge, die wir schon längst weggeworfen hätten, immer wieder und weiter“, erklärt Gisela Apitzsch vom Dekanat Mainz. Als Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung gehört sie zu den Organisatoren der Ausstellung.  „Hier in Europa war es aber auch nicht immer selbstverständlich, Dinge kurz zu benutzen, wegzuwerfen und wieder neu zu kaufen.“ Damit erinnert Apitzsch an die Nachkriegszeit in Deutschland, aus der auch einige Exponate stammen. Ein altes Bombenrohr etwa, das ein findiger Geist in einen Ofen verwandelt hat oder kleine Kreuze aus alten Geschosshülsen.

Spielzeug aus Schrott

Die meisten Ausstellungsstücke aber stammen aus Ländern wie Ruanda, Äthiopien oder Indien, in denen viele Eltern kein Geld für Spielzeug haben und vielen Schulen Lehrmittel fehlen. Dort hat der deutsche Lehrer Hans Schmidt unterrichtet. Beeindruckt von den kreativen Modellen aus einfachsten Materialien hat er begonnen, diese bei seinen zahlreichen Auslandseinsätzen in der ganzen Welt zu sammeln. Körbe und Krüge aus alten Autoreifen kamen mit der Zeit ebenso dazu wie Spielzeug aus ehemaligem Schrott.

Kreativität statt Konsum fördern

Damit richtet sich die Ausstellung explizit nicht nur an Erwachsene, sondern auch an Kinder und Jugendliche. „Wir wollen die Menschen anregen, über die eigenen Konsumgewohnheiten nachzudenken“, erläutert Apitzsch. „Gerade in der Vorweihnachtszeit sollte man sich fragen: Was ist das, was ich wirklich brauche? Brauche ich wirklich andauernd ein neues Handy?“ In ihrem Projekt Repair-Café spüre sie eine große Sehnsucht der Menschen, nicht mehr so verantwortungslos mit den Ressourcen umzugehen. Diese Sehnsucht will sie mit der Ausstellung „Reich an Einfällen – Kreatives Recycling in der Dritten Welt“ unterstützen. Bis zum 13. Dezember 2013 ist sie im Foyer des Abgeordnetenhauses des Landtags Rheinland-Pfalz zu sehen, der Eintritt ist frei. 

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