Buchmesse 2013

Nicht nur für Erwachsene: Biographie im Comic

Gütersloher Verlagshaus

Weniger Text, mehr Bild: Die Buchhändler entdecken den Comic als Buch für Erwachsene. Auch religiöse Themen werden behandelt, nach „Bonhoeffer“ gibt es auch die Biografie von „Luther“ in Comic-Form. In Frankreich und Japan sind Comics schon lange als Kunstform etabliert. Auch für religiöse Themen.

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Gütersloher Verlagshaus

Was haben Luther, Buddha, Bonhoeffer und die Katze des Rabbiners gemeinsam? Die Lösung findet man auf der Frankfurter Buchmesse, im Bereich Kinder- und Jugendbuch: Es sind Comics. 

 „Der Comic spiegelt eigentlich den normalen Buchhandel auf einer kleineren Ebene wieder, “ erklärt der Comic-Experte Wolfgang Strzyz. „Alles, was es im normalen Buchhandel gibt, gibt es auch im Comic. Wie in der normalen Literatur reicht das Spektrum von Groschenromanen bis hin zu Autoren wie Böll oder Grass.“ Strzyz leitet als Programmverantwortlicher den Schwerpunkt „Faszination Comic“. Wie ihn in der normalen Literatur auch, gibt es hier Lesungen, Diskussionen und Signierstunden.

Für westliche Leser adaptiert: „Buddha“ von Osamu Tezuka

Nur eines erscheint auf den ersten Blick seltsam: die japanischen Comics, besser bekannt als Mangas, stehen meist verkehrt herum im Regal. „Mangas werden von rechts nach links gelesen, zum Herzen hin, “ erläutert Strzyz. Als Buchhändler im Comic-Laden weiß er, dass Jugendliche ihre Hefte gerne von hinten nach vorne lesen. Bei Erwachsenen sei das anders: „Die können mit Mangas meist gar nichts anfangen.“ Die mehrbändige Biografie von Osamu Tezuka über Buddhas Leben richte sich daher an Erwachsene, denn die Seiten sind so gespiegelt, dass man das Buch von vorne nach hinten lesen kann, wie man es gewohnt ist. Bis auf wenige Seiten in schwarz-weiß gehalten und mit einfacher Bildsprache erzählt der bekannte Zeichner Tezuka das Leben des jungen Prinzen Siddharta, der sich eines Tages mehr für den Sinn des Lebens und das Dasein nach dem Tode interessierte als für die Herrschaft über sein Land. Ursprünglich 1972 erschienen, hat der Carlsen-Verlag „Buddha“ 2012 neu editiert. „Osamu Tezuka ist quasi der Gott der Manga in Japan“, so Strzyz. „ Die Biografie von „Buddha“ ist sein Lebenswerk.“ In Deutschland sind Tezukas Geschichten von Kimba, dem weißen Löwen oder Astro Boy bekannter.

Reise ins Mittelalter zu „Luther“

Martin Luther hingegen kennt in Deutschland jedes Kind, und auch die Geschichte des Thesenanschlags. Aber was war das für eine Welt, in der dieser bibeltreue Mönch lebte? Der deutsche Zeichner Moritz Stetter will seine Leser in die Welt des Mittelalters entführen, in der Luther lebte. Ohne Beschönigung, möglichst objektiv und mit viel Recherche hat er die Biografie des Reformators gezeichnet, die zum ersten Mal 2013 vom Gütersloher Verlag aufgelegt worden ist. Graphic Novel, also als Comic für Erwachsene, bezeichnet Strzyz das Buch. Stetter selbst bevorzugt den Ausdruck „Biographic“ (Mischung Biographie & Graphic). Unterhaltsam und auch für nicht-religiöse Menschen ansprechend gezeichnet, lädt „Luther“ dazu ein, sich stärker mit dem Leben und Wirken des Martin Luther zu beschäftigen. 

Neuen Zugang zu „Bonhoeffer“ finden

Dasselbe gilt auch für „Bonhoeffer“, dem ersten Buch Stetters über den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Auf den ersten Blick zwar in einem anderen Stil gezeichnet, mit einer Vielzahl von Zeit- und Ortswechseln, nimmt Stetter die seiner Meinung nach wichtigsten Punkte und Beziehungen in Bonhoeffers Leben auf. Der ebenfalls von den Nazis hingerichtete Hans von Dohnanyi, seines Zeichens Ehemann von Bonhoeffers Zwillingsschwester, nimmt viel Raum ein, was aber für das Verständnis von Bonhoeffers Beweggründen wichtig erscheint. „Von guten Mächten wunderbar geworden“ hat Dietrich Bonhoeffer im Konzentrationslager geschrieben, wenige Monate vor seiner Hinrichtung. Noch im April 1945 wurde Bonhoeffer umgebracht. Das Thema ist nichts für Kinder, sondern für Erwachsene. „So muss man einen Comic machen, um Comic-Leser anzusprechen, die sonst nicht auf die Idee kämen, sich mit Luther oder Bonhoeffer zu beschäftigen, “ bemerkt Strzyz.

„Die Katze des Rabbiners“ denkt eigenständig

Die fiktive Geschichte über „Die Katze des Rabbiners“ von dem Franzosen Joann Sfar hingegen ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet. Die Katze lebt in Nordafrika kann nach dem Verzehr eines Papageien sprechen. Sie gehört einem Rabbiner und setzt sich intensiv mit der jüdischen Religion auseinander. Besonders gerne tut sie das kritisch, auch gegenüber ihrem Besitzer. Der ist davon wenig begeistert, denn selbst den Rabbi des Rabbiners verwickelt die Katze in ein theologisches Streitgespräch. Schließlich wünscht sie sich auch eine Bar-Mizwa.

In bislang fünf Bänden und einem abendfüllenden Zeichentrickfilm erlebt die Katze des Rabbiners immer neue Abenteuer. In Frankreich ein Kassenschlager, musste „Die Katze es Rabbiners“ auch in Deutschland mehrfach aufgelegt werden. Im avant-Verlag sind fünf Bände über das Leben der Katze mit der jüdischen Religion auf Deutsch erhältlich.

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